Transrapid:Signal frei für den "Humpel-Express"

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Zusätzlich zum Transrapid wird nun doch über eine schnellere S-Bahn zum Flughafen nachgedacht.

Dominik Hutter

(SZ vom 24.8.2001) - Der Transrapid bekommt möglicherweise Unterstützung aus Brüssel: Das Bundesverkehrsministerium hat gestern auf Anfrage der SZ bestätigt, dass eine Aufnahme der Magnetbahn-Projekte für München und Nordrhein-Westfalen in das EU-Programm "Transeuropäische Netze" untersucht wird.

In einer Viertelstunde am Flughafen? (Foto: Foto: Archiv)

Frühester Termin für die Eröffnung einer deutschen Transrapid-Strecke ist weiter das Jahr 2006. Das allerdings erscheint Bayerns Verkehrsminister Otto Wiesheu neuerdings zu spät: Momentan wird geprüft, als Übergangslösung auf der Flughafen-Trasse eine "Express-S-Bahn light" einzurichten, die schon von 2004 an rollen könnte.

Zwei Transrapid-Strecken wahrscheinlich

Auch wenn Berlin sich keinesfalls festlegen will - es gilt als immer wahrscheinlicher, dass bei einem positiven Ausgang der Machbarkeitsstudien beide Transrapid-Strecken gebaut werden. "Wir überprüfen alle Möglichkeiten zur Finanzierung des Transrapid", erklärte Ministeriumssprecher Felix Stenschke - und verwies ausdrücklich darauf, dass der 4,5 Milliarden-Posten im Bundeshaushalt schließlich nicht für beide Trassen ausreiche.

Die Münchner Variante kostet bis zu 3,5 Milliarden Mark, das Konkurrenzprojekt zwischen Dortmund und Düsseldorf mehr als sieben Milliarden.

Zuschuss aus Brüssel

Falls die Kriterien des Programms "Transeuropäische Netze", in dem unter anderem der Mailänder Flughafen Malpensa und eine Hochgeschwindigkeitsbahn zwischen Paris und Süddeutschland enthalten sind, erfüllt werden, können bis zu zehn Prozent der Baukosten aus Brüsseler Töpfen beigesteuert werden.

Der Transrapid soll die Fahrtzeit zwischen Münchner Hauptbahnhof und Flughafen auf 10 bis 18 Minuten verkürzen, die S-Bahn benötigt heute 40 Minuten.

Neue Ausweichgleise

Derzeit plant die Deutsche Bahn für 50 Millionen Mark neue Ausweichgleise in Feldmoching und in Moosach. "Da muss noch einiges untersucht werden", berichtet Wiesheus Sprecher Reinhard Pfeiffer.

Denn im Ministerium herrscht die Hoffnung, dass dann genügend Kapazitäten für einen abgespeckten Flughafen-Express auf der S1-Trasse vorhanden sind.

Voraussichtliche Fahrtzeit: 30 Minuten. Eben diese "Light"-Variante war von Wiesheu kürzlich noch als "Humpel-Express" bezeichnet worden.

Befristete Notlösung

Allerdings handelt es sich ausdrücklich um eine befristete Notlösung - für den Minister bleibt der Transrapid die optimale Lösung der Verkehrsprobleme. Falls der Flitzer wider Erwarten doch noch kippt, soll der "Humpel-Express" auf der S1 zur leistungsfähigen Express-S-Bahn aufgemotzt werden. Die käme schon nach rund 20Minuten im Erdinger Moos an.

Die Bahn bestreitet offiziell, einen "Light"-Express zu planen - die dicht befahrene Strecke werde zur Stabilisierung des vorhandenen Verkehrs ausgebaut.

Nach SZ-Informationen gibt es jedoch schon ein Betriebs-Modell: Demnach soll die "Light"-Express-S-Bahn im 20-Minuten-Takt fahren und nur noch in Feldmoching (Anschluss zur U2) und in Neufahrn stoppen. Die "reguläre" S1 führe weiterhin alle Stationen an, wird aber nicht mehr geflügelt - Endstation Freising. Das dürfte der Bahn aus betrieblichen Gründen nicht eben unrecht sein.

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