Todestag Moshammer:"Ein pfundiger Kerl"

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Der Mord an Rudolph Moshammer jährt sich am Freitag zum ersten Mal. Die Obdachlosen vermissen ihren Wohltäter. Viele Mosi-Fans werden an den Münchner Ostfriedhof pilgern.

Der Mann mit der Pelzmütze schüttelt den Kopf. "Ich bin immer noch erschüttert", sagt Tibor Adamec, Verkäufer der Obdachlosenzeitschrift "BISS" im Untergeschoss des Münchner Marienplatzes. Der gewaltsame Tod seines Gönners Rudolph Moshammer macht dem 68-Jährigen auch heute noch zu schaffen. "Ich kann das einfach nicht verstehen." Der Freitag, wenn sich die Ermordung des Modemachers erstmals jährt, werde für ihn und andere Obdachlose ein trauriger Tag, sagt Adamec.

Tibor Adamec an seinem Verkaufsplatz im Marienplatz-Untergeschoss. (Foto: Foto: ddp)

Am Abend des 13. Januar 2005 hatte Moshammer in der Münchner City den Iraker Herisch A. aufgelesen und im Rolls Royce mit in sein Luxushaus im Münchner Nobelvorort Grünwald mitgenommen. Im Streit um sexuelle Dienste wurde der Modemacher von seinem Gast erdrosselt. Am nächsten Morgen fand Chauffeur Andreas Kaplan die Leiche seines Chefs. Viele Münchner reagierten geschockt. Vor Moshammers Boutique an der exklusiven Maximilianstraße türmten sich Blumensträuße und Grußkarten. Am 22. Januar wurde "Mosi" auf dem Ostfriedhof im Familienmausoleum beigesetzt. Der Trauerzug lockte rund 5000 Menschen an.

Bis heute legen Fans immer wieder Blumen und Kränze an der letzten Ruhestätte Moshammers ab. "BISS"-Verkäufer Adamec war bisher noch nicht am Grab seines Wohltäters. "Die Gefühle wären zu stark", fürchtet er und fügt hinzu: "Aber ich bin täglich in Gedanken bei ihm." Als Moshammer 1996 mit der Übernahme von Patenschaften den ersten drei Münchner Obdachlosen eine Festanstellung beim Verein "Bürger in sozialen Schwierigkeiten" (BISS) ermöglichte, war Adamec einer der Glücklichen.

"Er hat mir viel geholfen mit der Patenschaft und anderen Spenden auch", sagt der gebürtige Slowake. Und die Patenschaft für Adamec dauert über den Tod des Paradiesvogels hinaus an - dank des Vereins "Licht für Obdachlose", an den ein Teil des Erbes des Modemachers ging.

Vom Opfer zum Täter

Adamec ärgert sich daher über Leute, die schlecht über Moshammer sprechen. Während des Mordprozesses gegen Herisch A. hatten Zeugen ein wenig schmeichelhaftes Bild des Münchner Originals gezeichnet: Herrisch, cholerisch, launisch und rassistisch sei er gewesen, hieß es. Adamec verfolgte den Prozess in der Presse. "Es ist viel dreckige Wäsche gewaschen worden", schimpft er. Zum Teil habe er das Gefühl gehabt, dass aus dem Opfer ein Täter gemacht worden sei.

Ähnlich sieht das der Chef des Berliner Rudolph-Moshammer-Fanclubs, Christian Biesecke. "Das war alles erstunken und erlogen", sagt er. Moshammer könne sich ja nicht mehr selbst wehren. Zum Todestag seines Idols will Biesecke, der in seiner Freizeit Yorkshire-Hunde züchtet, die Internetseite des Fanclubs "auffrischen".

Wegen seiner "kleinen Daisys" kann er sich am Freitag jedoch nicht anderen Berliner Moshammer-Fans anschließen, die zum Todestag eine Reise an die Isar planen. Es würden aber "jede Menge" Fans aus der Hauptstadt zu "Mosis" Grab pilgern, kündigt er an.

Auch der Vorsitzende des von Moshammer gegründeten Vereins "Licht für Obdachlose", Florian Besold, kämpft um eine positive öffentliche Wahrnehmung des Modezars. Ein "pfundiger Kerl" sei er gewesen, gar nicht eingebildet, sondern sehr herzlich. Die Obdachlosen vermissten ihn schmerzlich - nicht nur als Wohltäter, sondern vor allem als Mensch. "Moshammer hat die Leute menschlich tief berührt", sagt Besold.

Spenden und Gedenken an Moshammer

An "Mosis" erstem Todestag übergibt der Verein einen Scheck über 15.000 Euro an das Kloster Sankt Bonifaz, mit dem Moshammer auch zu Lebzeiten schon eng zur Unterstützung von Obdachlosen zusammengearbeitet hat. Einen öffentlichen Gedenkgottesdienst wolle man nicht veranstalten. "Die beste Form des Gedenkens an ihn ist die stille Variante", findet Besold.

Adamec verrät, dass es zumindest für die Obdachlosen doch eine nicht öffentliche Gedenkfeier geben wird. Dass er selbst daran teilnehmen wird, ist für den 68-jährigen "BISS"-Verkäufer keine Frage: "Das ist ja wohl das Mindeste, was ich für ihn tun kann."

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