Tod einer Münchner Bardame:Mord wegen enttäuschter Hoffnung

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Blumen der Trauer vor der Tür: In dem Tabledance-Club Kapitol ist die Bardame Natallia G. erstochen worden. (Foto: dpa)

Zwei Tage nach der Haftentlassung platzte sein Traum vom neuen Leben: Natalie G. wollte keine Beziehung. In einem Eifersuchtsanfall erstach Jurij S. die Münchner Bardame. Nun muss er erneut ins Gefängnis.

Von Christian Rost

Er hatte sich in einer Tabledance-Bar am Hauptbahnhof in eine Bardame verliebt und war bei ihr abgeblitzt. Da stach Jurij S. mit einem Messer auf die 35-jährige Natallia G. ein. Die Frau erlag ihren schweren Verletzungen, der Täter flüchtete. In der Nähe von Dresden fassten Zielfahnder den Ex-Soldaten, der bereits wegen versuchten Mordes - er hatte im Suff mit einem Messer auf einen Landsmann eingestochen - acht Jahre im Gefängnis war. Nach der Bluttat in der Bar wird S. nun länger hinter Gittern bleiben müssen. Das Münchner Schwurgericht verurteilte ihn am Dienstag wegen Mordes zu lebenslanger Haft. Weil die Kammer auch die besondere Schwere der Schuld feststellte, kann S. nicht vorzeitig entlassen werden.

Er war erst zwei Tage vor der Messerattacke auf Natallia G. aus einer Entziehungsanstalt entlassen worden. Sein erster Weg führte ihn zu einem Bekannten, mit dem er ein Zechgelage veranstaltete. Schließlich tauchte Jurij S. in der Bar "Kapitol" in der Arnulfstraße auf, dort arbeitete Natallia G. Er hatte sie während seiner Ausgänge vom Entzug im Isar-Amper-Klinikum kennengelernt und ihr Avancen gemacht. An mehr als an einer Freundschaft war die Mutter eines 13-jährigen Mädchens, das mit dem Vater in Weißrussland lebt, aber nicht interessiert. Jurij S. indes hatte sich Hoffnungen gemacht, er könne bei ihr einziehen.

Mord nach Haftentlassung
:Tod einer Bardame

Eigentlich galt der alkoholkranke Jurij S. als genesen. Doch nur einen Tag nach seiner Haftentlassung stach er in einem Nachtlokal zu - und tötete eine befreundete Bardame. Zu den Vorwürfen schweigt er vor Gericht.

Von Christian Rost

In der Nacht zum 5. März 2013 saß er noch als letzter Gast im "Kapitol" mit der Bardame zusammen. Er schnitt mit einem Messer gerade eine Zitrone für seinen Wodka auf, als ihn ein Eifersuchtsanfall überkam und er unvermittelt Natallia G. attackierte. Er habe ihr das Messer regelrecht in den Bauch "geschlagen", berichtete der Angeklagte in der Untersuchungshaft dem Psychiater Norbert Nedopil. Die Frau verlor mehr als zwei Liter Blut und konnte nicht mehr gerettet werden.

S. flüchtete im Lieferwagen eines Bekannten Richtung Polen. Bei Dresden stoppte die Polizei das Fahrzeug und nahm den Mann fest. Der Fahrer des Wagens wurde wegen Strafvereitelung verurteilt. Vor dem Schwurgericht musste er als Zeuge aussagen - und machte falsche Angaben: Er habe nicht gewusst, dass S. auf der Flucht gewesen sei. Wegen Falschaussage wurde der Mann noch im Gerichtssaal festgenommen. Jurij S. selbst schwieg meist während der Verhandlung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

© SZ vom 12.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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