Szeneläden:Hoffnungsfünkchen im Funky Kitchen

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Mit einer schlichten Feier begeht der Club seinen zweiten Geburtstag und betet darum, dass das Geld zur Sanierung fehlt: "Wenn die Stadt anfängt, das Gebäude zu renovieren, ist es aus", befürchtet der Geschäftsführer.

Von Birgit Ackermann

Wenn sonst eigentlich die Party im Clubleben allerfrühestens ganz langsam los geht - so gegen 1 Uhr nachts - gab es am Samstag im Funky Kitchen die Ansage an den Türsteher, dass nur noch 50 Menschen Platz haben. Vor der Tür drängelte sich ein standfester Menschenball, keine Schlange britischer Art, sondern buntes Geschubse von allen Seiten.

Denn noch mehr Platz fehlte, der luftige Innenhof sollte als zusätzliche Partyfläche Raum geben, ein sieben Meter langer Swimming Pool war schon bestellt, Schirmchencocktails waren gemixt, aber der Regen machte, wie diesen Sommer schon so oft, aus der sommerlichen Geburtstagssause mit Frischluftambiente eine herbstliche Innen-Only-Party.

Nur die Beats ließen draußen die Pfützen vibrieren. Die DJs Enne, Elmar und Monotoni sorgten für das elektronische Musikprogramm. Es war, passend zum Namen der beiden Räume in der Blumenstraße 28, ziemlich funky angehaucht.

Wo sonst DJ Hell, Peter Kruder, Ian Pooley und Kyoto Jazz Massive schon zu Gast waren, sollte es an diesem Abend bewusst keine international großen Namen geben. Man wolle sich selbst feiern, ganz im Freundeskreis.

Keine Promis auf der Gästeliste

Leger und locker auch die Atmosphäre, keine Promis in Sicht oder auf der Gästeliste, nur bunt gekleidete ausgelassene Mittzwanziger, von engen, pinkgetigerten Caprihosen bis T-Shirts mit dem Atari-Logo war alles vertreten, nett und pflegeleicht, mehr Over- als Underground.

Zurück zu den Anfängen hieß es, zum Damals, als die Räume durch Zufall nach einem Filmdreh in eine Partystätte in sehr zentraler Lage wurden. Clubs wie Penthaus, Monofaktur, Die Bank sind nur ein paar Schritte entfernt, gut gehende Läden wie Atomic Café oder Erste Liga nur ein paar Schritte mehr. Münchens Mitte lebt.

"Zum direkten Nachbarn Registratur pflegen wir ein neutrales Verhältnis", sagt einer der Geschäftsleiter, Nick Valerio Mannu. Im Gegensatz zum Nachbarn, der nicht einmal Sponsoren für Aschenbecher hat oder will, decken im Funky Kitchen "Events mit Firmen aus Film- und Modebranche" 50 Prozent der Einnahmen ab. Trotzdem hat jeder der Geschäftsleiter der Tres Rubios Event Agentur, die hier die Partys betreiben, noch einen zweiten Job.

Grün wie im Dschungel

Die ehemalige Kantine der Gaswerke ist im Stil ganz im Baujahr 1971 stehen geblieben, und ihre Grundfarbe ist grün. Grün wie im Dschungel, denn heiß ist es im Inneren, schließlich tanzen fast 700 Gäste, auch wenn es erst 1 Uhr ist.

Vergangenes Jahr war die Geburtstags-Party hier noch mit VIP-Raum, Reagenzglas-Suppe von Stefan Marquard und viel Dekoration aus dem Siebziger-Jahre-Fundus aufgebauscht. Dieses Jahr ist alles low-key: Der nette Koch Erwin kredenzt "Wokgemüse plus Reis", "Veggieburger plus Fantastisch".

Schlicht ist schön - mehr normale Clubnacht, nur extravoll als extravaganter Exzess. "Es kann jeden Tag hier vorbei sein. Wenn die Stadt anfängt, das Gebäude zu renovieren, ist es aus. Aber vielleicht fehlt der Stadt ja noch lange das Geld", hofft Nick Valerio Mannu.

"Sunshine" singt MC Annabelle zu den Beats von DJ Monotoni, tupft sich mit einem Handtuch das Gesicht ab. "Sunshine" gibt es nur drinnen, und es ist so heiß, dass sich der Schweiß als Film über alles legt, was geht, tanzt und steht. Grün wie die Hoffnung schimmern jetzt sogar die Videoprojektionen - vielleicht wird es einen dritten Geburtstag geben. "Wir tanzen weiter bis zur letzten Sekunde. . .", ruft Nick in die Menge.

© SZ vom 16.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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