SZ-Adventskalender:Hilfsbereitschaft hat wieder Konjunktur

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Leser spenden fast 3,8 Millionen Euro für den Adventskalender für gute Werke der "Süddeutschen Zeitung" - eine Viertelmillion mehr als im Vorjahr.

Von Sven Loerzer

Ein Aufschwung ist schon da, wenn auch vielleicht nicht genau derjenige, auf den alle warten. Aber gerade dieser unverhoffte Aufschwung ist in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ganz besonders erfreulich: Die Hilfsbereitschaft hat wieder Konjunktur.

Nach zwei Jahren des Rückgangs zeigt die Spendenkurve für den "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" nun wieder sehr deutlich nach oben: Rund eine Viertelmillion Euro mehr als im Vorjahr haben die SZ-Leser für die 55. Hilfsaktion ihres Adventskalenders gespendet. 3764628,52 Euro gingen nach den Aufrufen im Münchner Teil der SZ, in den Landkreis-Ausgaben und im Münchner Wochenblatt ein. Spenden sind das ganze Jahr über möglich.

Keine Abzüge

Im Blickpunkt des Engagements der Leser standen diesmal vor allem Kinder in Not, Schlaganfall-Patienten, psychisch Kranke und unter den Gebrechen des Alters leidende Menschen. Alles Geld, ob ein Euro oder der höchste überwiesene Betrag, 51129 Euro, geht ohne jeglichen Abzug an arme, kranke und behinderte Mitbürger. Denn alle Verwaltungskosten beim SZ-Adventskalender übernimmt der Süddeutsche Verlag.

Einen Rückgang hat Adventskalender-Geschäftsführerin Claudia Strasser bei den Firmenspenden registriert. "Doch unsere Leser haben das mit ihren privaten Spenden bei weitem wettgemacht", betont sie, "ihr Einsatz hat mich sehr beeindruckt." Im Kontakt mit vielen Spendern hat Claudia Strasser einen sehr positiven Trend festgestellt: "Ich glaube, dass das Mitgefühl für diejenigen, denen es schlechter geht, gewachsen ist."

Beispielhaft dafür steht ein Satz, den sie in Abwandlungen bei Einzahlungen im SZ-Servicezentrum immer wieder gehört hat: "Solange es mir selbst noch gut geht, möchte ich etwas abgeben." Dem SZ-Adventskalender sei es gelungen, die Leser zur Hilfe zu motivieren in einer Zeit, in der viele Unternehmen über Geschäftseinbrüche klagen.

Internationale Hilfe

An der Herkunft der Spenden lässt sich gut erkennen, dass viele Leser auch außerhalb Bayerns dem Münchner Teil der SZ die Treue halten und dessen Aufrufe wahrnehmen. Sogar Leser aus der Schweiz, Liechtenstein, Tschechien, Frankreich und den USA haben sich an der 55. Hilfsaktion beteiligt. Einige Schulen machen schon seit Jahren mit: So hat etwa die Grundschule an der Herterichstraße in Solln 1401,95 Euro eingezahlt.

Dort gab es in diesem Jahr zusätzlich zur Spendenaktion einen Weihnachtsbasar. "Die Kinder der einzelnen Klassen haben hierzu fleißig gebastelt und gebacken und ihre Weihnachtsartikel verkauft", berichtet die Elternbeiratsvorsitzende Brigitte Metzger. Schülern und Besuchern habe der Basar "sehr viel Freude bereitet". Mit einem Betrag von 1250 Euro beteiligte sich die Berufsschule für den Einzelhandel an dem riesigen Gemeinschaftswerk zu Gunsten armer, kranker und behinderter Menschen. Einen Erlös von 15000 Euro brachten Wertpapiere - anonym im Kuvert abgegeben.

Die große Summe, die Tausende von SZ-Lesern zusammengetragen haben, ermöglicht mannigfache Hilfe. "Oft geht es nur um 50 oder 100 Euro, zum Beispiel für eine Stromrechnung oder aber Medikamente, die seit Inkrafttreten der Gesundheitsreform am 1. Januar von den Krankenkassen nicht mehr bezahlt werden", erklärt die Adventskalender-Geschäftsführerin. "Die Anfragen nehmen zu."

Schnelles Eingreifen

In einem Fall verhinderte ihr schnelles Eingreifen, dass eine psychisch kranke Frau ihre Wohnung verlor. Die Tochter der Frau hatte zwei Tage vor der wegen eines Mietrückstands drohenden Räumung verzweifelt angerufen. Claudia Strasser gelang es, die Räumung im letzten Moment noch abzuwenden. "Meist handelt es sich um elementare Bedürfnisse, die wir unbürokratisch und schnell regeln können", sagt Claudia Strasser und freut sich: "Dank der SZ-Leser können wir viele Tränen trocknen und Menschen in schwierigen Situationen neue Hoffnung geben."

Eine Frau, die durch den plötzlichen Tod ihres Mannes in Not geriet, bedankte sich für die Hilfe "ganz herzlich": "Ich hoffe, dass meine Zukunft es ermöglicht, es bei Ihrem Adventskalender wieder gutzumachen. Es tut mir in der Seele so weh, dass ich dieses Geld brauche, wo doch auch andere Leute es gebraucht hätten." Für die Söhne einer kranken Mutter gab es gleiche mehrere "Patenschafts"- und andere Unterstützungs-Angebote von Spendern.

"Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Beschreibung meiner Lage ein so großes Echo auslöst - schließlich gibt es viele Menschen, die es nicht gerade leicht haben und ebenfalls Hilfe benötigen", schrieb die Mutter und dankte den SZ-Lesern für "ihre spontane überwältigende Hilfsbereitschaft und ihre Großzügigkeit".

"Riesengroße Überraschung"

Einem Kind aus einer Familie, die wegen der schweren Krankheit des Vaters in Not geraten ist, erfüllt eine Musikpädagogin einen Wunsch: Sie hat dem Mädchen eine Querflöte geliehen und erteilt ihr kostenlos Unterricht.

Neben den finanziellen Hilfen für mehr als 3000 Bedürftige verteilt der Adventskalender 2000 Pakete im Wert von jeweils 200 Euro, gefüllt mit Feinkost-Lebensmitteln, Süßigkeiten und zwei Einkaufsgutscheinen. Für Menschen, die schon lange keine Geschenke mehr zu erwarten haben, ist es eine "riesengroße Überraschung", wie eine Frau sich freute, "großartig gelungen. Das Paket war so liebevoll gepackt, dass man nicht das Gefühl hat, ein armer Mensch zu sein, sondern richtig glücklich ist. Da sind richtige Luxusgüter dabei. Wahnsinn!"

© SZ v. 6.3.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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