Surfen an der Wittelsbacherbrücke:Hawaii-Gefühl auf der "Münchner Welle"

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Ein junges Unternehmer-Team hat aus der "tube 6"-Pleite gelernt und präsentiert nun neue Pläne. Die Chancen, dass das Wellenreiten in der Isar legal wird, stehen gar nicht so schlecht.

Marco Eisenack

Wenn Verwaltung und Politik dem Antrag der Dreamwave GbR zustimmen, könnte an der Wittelsbacherbrücke bald eine weltweit einmalige Welle für Surfer entstehen. Nach der gescheiterten Initiative des "tube 6"-Teams wollen Investoren hier mit einer neuen Technik eine 25 Meter lange und bis zu einem Meter hohe Welle für Surfer und Kanufahrer bauen und selber betreiben.

Wird die "Münchner Welle" für die Surfer bald wahr? (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Mit der ersten steuerbaren Flusswelle der Welt will die Dreamwave Gbr zugleich einen sichereren Surf-Spot für die Eisbach-Surfer schaffen. Im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) liegt bereits der "Antrag auf wasserrechtliche Genehmigung". Die Verwaltung hält sich mit einer Beurteilung zurück: "Eine Genehmigung des Vorhabens ist völlig offen", sagt Rudolf Fuchs, Leiter der Abteilung Altlasten, Abfall und Wasserrecht im RGU, der SZ. Am Dienstag informierte er rund 15 Vertreter aus Referaten und Behörden über das Projekt. Frühestens im September könne er die Realisierungsmöglichkeiten einschätzen.

Eisbachwelle weltweit bekannter Surf-Spot

Markus Aufleger, Professor an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und einer der drei Dreamwave-Gesellschafter, ist mit den Verhandlungsergebnissen zufrieden. "Wir sind wieder weiter gekommen", sagt der Hochschullehrer nach dem Treffen im RGU. Der nächste Schritt auf dem langen Weg zur Traumwelle führt ihn nun zu den Bezirksausschüssen. "Wir wollen bestmöglich und offen über unserer Pläne informieren." Im Idealfall würde man die bereits patentierte Welle im Winter 2009 während der geplanten Renaturierung montieren. Zuvor müsste der Stadtrat allerdings noch zustimmen und dann auch die Bade- und Bootsverordnung von 1976 ändern.

Mit der Eisbachwelle genießt München schon heute weltweit einen Ruf als Surf-Spot. Der Wasserwirbel am P1 gilt als einzige Welle der Welt, die mitten in der Stadt geritten wird. An der Wittelsbacherbrücke, die sich gut für Zuschauer eignet, funktioniert das bisher nur bei Hochwasser, wenn an den Absturzbauwerken eine surfbare Strömungswelle entsteht. Die Unfallgefahr für Surfer ist allerdings hoch. Durch eine spezielle Konstruktion zur Vermeidung gefährlicher Rücklaufwirbel könne man die Sicherheit der Surfer künftig gewährleisten, heißt es in der Projektskizze.

In Obernach am Walchensee, wo derzeit die Renaturierung der Isar im Kleinformat simuliert wird, steht in einer anderen Halle bereits ein Modell der "Münchner Welle". Im Maßstab 1:75 testen Wissenschaftler, wie der Neigungswinkel der Rampe auf die Welle wirkt. Am Rand stehen Barbiepuppen. Sie ritten bereits für Werbevideos auf der Welle. Deren Aussage: Wenn überhaupt, dann hat das Dreamwave-Team gute Karten, solch eine kommerzielle Attraktion in der Isar durchzusetzen. Es hat das technische Know-How, die wirtschaftlichen Mittel und entsprechende Kontakte zur Surf-Branche.

Bei schönem Wetter: Welle anknipsen

Als Projektleiter des Modellversuchs Isarrenaturierung kennt Aufleger die Isar an der Wittelsbacherbrücke wie kaum ein anderer. Zu seiner Mannschaft gehören der Kölner Unternehmensberater Ulrich Hautzel und Derek O'Neill, Geschäftsführer der Bekleidungs-Trendmarke Billabong. 30000 Euro habe man bereits investiert. "Und wir sind alle noch frisch und fröhlich am Ball", sagt Aufleger, denn wenn das Ding erstmal stehe, werde sich die Welle weltweit verkaufen, glaubt Aufleger.

So verzichten die Betreiber auf städtische Zuschüsse. Planungsleistungen, Bau-, Betriebs- und Personalkosten will man mit Sponsoren und Nutzungsgebühren bezahlen. Dazu würde man die künstliche Welle bei schönem Wetter anknipsen und mit einem mobilen Surf-Service vom Brettverleih bis zum Liegestuhl Hawaii-Atmosphäre auf der Hochwasserwiese schaffen.

Auch bei der gescheiterten Wellen-Initiative "tube 6" war Aufleger mit im Boot. Aus dem Scheitern hat er gelernt. Er will vermeiden, im Vorfeld "zu viel Wirbel um die Welle zu machen".Vor den Bezirksausschüssen hat er viel Respekt. Entsprechend ernst nimmt man Umweltschutz und Verkehrsprobleme.

So soll die "Münchner Welle" unter dem Motto "Surfer surfen ohne Auto" stehen. Mit der Vermietung von Surf-Rad-Anhängern will man die autofreie Anfahrt unterstützen. Professor Aufleger kann nicht surfen. Aber sollte sein Traum wahr werden, verspricht er schon jetzt: "Dann lasse ich mich wenigstens einmal von der Welle rausspülen."

© SZ vom 02.08.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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