Studiengebühren:In heikler Mission

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Eine Kommission prüft, ob die LMU möglicherweise mit weniger Studiengebühren auskommt. Die Proteste der Studenten reißen unterdessen nicht ab.

Martin Thurau

Das Thema ist stets ein Politikum: Seit drei Jahren gibt es in Bayern Studiengebühren, und schon lange, bevor sie sie erstmals überweisen mussten, haben Studenten sie erbittert bekämpft, sind auf die Straßen und vor Gericht gezogen. Die Proteste sind seitdem nicht abgerissen.

Auch in diesem Semester soll vor der LMU wieder gegen Studiengebühren demonstriert werden. (Foto: Foto: ales)

Als Aktivisten Ende vergangenen Jahres die Hörsäle besetzten, standen neben der in Teilen verpatzten Studienreform und dem Ruf nach mehr studentischer Mitbestimmung vor allem die umstrittenen Gebühren im Mittelpunkt. Und auch für das Sommersemester, das in der vergangenen Woche begonnen hat, sind Demonstrationen angekündigt.

So gesehen ist es eine ziemlich brisante Aufgabe, die Martin Wirsing und der Rest der Kommission da vor sich haben, wenn sie die Verwendung der Einnahmen aus den Gebühren und ihre Verwendung bewerten. Spätestens bis zum Ende des Semesters, vielleicht sogar schon am 24.Juni, wollen sie eine Empfehlung vorlegen.

Und wie immer man die Aufgabe der Kommission nun definiert, am Ende wird sie ein Votum darüber abgeben, ob die LMU weiterhin 500 Euro im Semester erheben oder die Gebühren womöglich auf 300 Euro absenken soll.

Eine sogenannte Evalurierung, wie sie die siebenköpfige Kommission, in der auch zwei Studenten sitzen, vornehmen soll, sei schon in der Studiengebührensatzung verankert, sagt Wirsing, Professor für Informatik an der Münchner Universität. Während der Audimax-Besetzung kam der Gebühren-Check durch die Kommission allerdings auch als ein Entgegenkommen der LMU-Spitze ins Spiel.

Die Kommission, so berichtet Wirsing, habe die Zahlen gesichtet und Prognosen bewertet, habe mit den Verantwortlichen für die Vergabe Interviews geführt und detaillierte Fragebögen verteilt, sich dabei aber auf die Zentrale und fünf große Fakultäten beschränkt, die zusammengenommen mehr als die Hälfte der LMU-Studenten repräsentieren. In den kommenden Sitzungen will das Gremium die Antworten weiter sichten. Eines betont Wirsing: "Unregelmäßigkeiten haben wir bis jetzt nicht gesehen."

Die LMU nimmt gut 20 Millionen Euro pro Jahr ein, das macht knapp fünf Prozent des Haushaltes der Hochschulen, die Kliniken nicht gerechnet. Die Gelder sollen die Lehre und die Studienbedingungen insgesamt verbessern.

Sie fließen zum Beispiel in zusätzliche Dozentenstellen, in Tutorien und Klausurenkurse, eine bessere technische Ausstattung der Lehre und in Zusatzangebote der Bibliotheken. "Wenn wir eine exzellente Ausbildung anbieten wollen, dann sind hohe Qualitätsstandards in der Lehre nötig. Da helfen die Studienbeiträge enorm", sagt Wirsing.

Das sieht Franz-Xaver Geiger, einer der beiden Studenten in der Kommission, naturgemäß etwas anders. Die Studierendenvertreter geißeln die Gebühren als unsozial und abschreckend, sie gehörten abgeschafft. Sie beklagen, dass aus den Studiengebühren Grundleistungen wie Koordinatoren für die neuen Bachelor-Studiengänge bezahlt würden, was eigentlich Sache des Staates sei. "Klar gibt es an der Uni viele Löcher zu stopfen - aber nicht aus Gebühren", sagt Geiger. Die Fakultäten hätten zudem einen Teil des Geldes gar nicht ausgeben können.

Auch Wirsing spricht von Restbeträgen, sie würden aber Zug um Zug abgebaut. So habe die LMU viele Stellen besetzen müssen, das gehe nicht von jetzt auf gleich. Mitunter sei dies schwierig, weil die Stellen befristet seien und eine hohe Lehrbelastung vorsähen.

Wie die Überprüfung ausgeht, ob die Kommission gar vorschlägt, die LMU könne mit weniger Gebühren auskommen, sei derzeit völlig offen, meint Wirsing.

Auch Gebühren-Gegner Geiger sagt, die Kommission sei noch nicht in der Bewertungsphase. Er persönlich aber sehe schon Spielräume für eine Senkung.

© SZ vom 28.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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