Studie zum S-Bahn-Ausbau:Durchbruch für den Tunnel

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Eine Studie liefert ein eindeutiges Ergebnis: Nur ein zweiter S-Bahn-Tunnel erfüllt die wirtschaftlichen Mindestanforderungen. Die Röhre solle spätestens 2018 in Betrieb gehen.

Dominik Hutter

Beim Ausbau der Münchner S-Bahn gibt es zur zweiten Röhre keine Alternative mehr: Dieses Fazit zogen Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) und Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) aus der Vergleichsstudie Tunnel-Südring, deren Ergebnis am Montag offiziell vorgestellt wurde. Demnach erfüllt lediglich der 1,5 Milliarden Euro teure Tunnel die wirtschaftlichen Mindestanforderungen.

Klarer Sieger der Studie: Die überlastete S-Bahn-Stammstrecke soll einen weiteren Tunnel bekommen, der Südring scheidet als Alternative aus. (Foto: Foto: Getty)

Der Südring dagegen dürfte mit öffentlichem Geld gar nicht gefördert werden. "Damit müsste unter vernünftigen Leuten die Diskussion beendet sein", mahnte Ude. Schließlich gehe es nicht "um eine verspielte Frage für leidenschaftliche Modelleisenbahner, sondern um die Zukunftsperspektive fürs Münchner Schnellbahnsystem." Die Röhre solle spätestens 2018 in Betrieb gehen.

"Das Ergebnis ist eindeutig zugunsten des Tunnels ausgefallen", betonte auch Zeil. Der Untersuchung zufolge koste ein S-Bahn-tauglicher Ausbau des Südrings je nach Variante zwischen 1,27 und 1,32 Milliarden Euro - "mehr als dreimal so viel als bisher von seinen Befürwortern dargestellt". Das ist zwar rund 15 Prozent billiger als der Tunnel. Dafür seien aber auch die Vorteile für die Fahrgäste deutlich geringer. Die Gutachter haben für den Südring einen Nutzen-Kosten-Faktor von 0,8 ermittelt - was bedeutet, dass von jedem investierten Euro nur 80 Cent in die Volkswirtschaft zurückfließen. Der Tunnel dagegen kommt auf 1,15, liegt also deutlich über dem Mindestwert 1.

Diese Zahlen werden allerdings nur erreicht, wenn zusätzlich zu einem 15-Minuten-Takt Expresszüge im Halbstundenabstand in die Vororte brausen. Lässt man das Expresssystem weg und fährt dafür mit "normalen" Zügen im Zehn-Minuten-Takt, fallen sowohl Tunnel (Wert 0,76) als auch Südring (0,64) durch.

Zwar ermöglicht der Südring der Untersuchung zufolge eine verbesserte Verkehrserschließung der südlichen Stadtgebiete. Dem stehen aber eine vergleichsweise geringe Entlastung der bestehenden Stammstrecke und ein längerer Weg zu den "zentralen Aufkommensschwerpunkten" gegenüber, also Hauptbahnhof und Marienplatz.

Anders als beim zweiten Tunnel müssten die Fahrgäste umsteigen, um die Innenstadt zu erreichen. Zudem seien die bisherigen Überlegungen zum Südring bei weitem nicht so ausgereift, wie von seinen Befürwortern immer wieder behauptet wurde. Dem Papier zufolge könnten frühestens im Jahr 2023 S-Bahnen über den Südring fahren - nicht zuletzt, weil man unter "rollendem Rad" bauen müsste. Beim Tunnel sei die Zielmarke 2018 erreichbar.

Zeil und Ude sagten zu, die Planungen für die zweite Röhre nun "mit Hochdruck" voranzutreiben. Der eng gesteckte Zeitplan lasse nun keine Verzögerungen mehr zu. Bisher liegt lediglich für den mittleren Abschnitt des Bauwerks, auf Höhe Marienplatz, eine Baugenehmigung vor. Gegen diesen Bescheid liegen allerdings nach Auskunft des Eisenbahn-Bundesamts (EBA) Klagen vor, die teilweise aufschiebende Wirkung hätten.

Den Planfeststellungsbeschluss für den westlichen Abschnitt erwartet das EBA 2011, beim östlichen wurden noch nicht einmal die Unterlagen eingereicht. Im Ministerium wird darüber nachgedacht, mit dem Bau schon vor Abschluss des gesamten Verfahrens zu beginnen. Die Vorarbeiten könnten frühestens 2010 losgehen.

"Wer weiter auf den Südring setzt, läuft Gefahr, am Ende gar nichts zu bekommen", warnte Zeil mit Blick auf die große Fraktion der Tunnelgegner. Auch Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann forderte CSU, FDP und Grüne auf, ihren Widerstand einzustellen. Nach Meinung von SPD-Rathausfraktionschef Alexander Reissl müsse nun auch "den hartgesottensten Tunnelgegnern" klar sein, dass sie verloren haben.

"Der Verdacht, dass der Südring mit Tricks künstlich teuer gerechnet wurde, steht im Raum", erklärte dagegen Grünen-Stadträtin Sabine Nallinger. Die Kostenschätzungen der Gutachter, da ist sich die Politikerin mit Bund Naturschutz und dem Fahrgastverband ,,Pro Bahn'' einig, würfen einige Fragen auf. So stünden wohl für Grundstückskäufe überhöhte Summen im Raum. Auch die Landtagsabgeordneten Martin Runge (Grüne) und Markus Blume (CSU) meldeten Bedenken an. Es sei aber noch zu früh, um ein abschließendes Urteil über die Studie abzugeben.

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