Studenten in der Sommerpause:Die große Party ist kein Urlaub

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Disco, Strand und wieder Disco: Eva Loy, 23 Jahre, studiert Tourismusmanagement im 2. Semester und hat in der spanischen Touristenhochburg Lloret de Mar eine Woche lang 35 Jugendliche zwischen 16 und 19 Jahren betreut.

Protokoll: Sandra Müller

"Es hat Spaß gemacht, aber Urlaub war das nicht. Um Mitternacht sind wir alle in die Disco gegangen. Um zwei Uhr konnte man die Disco wechseln, um 3.30 Uhr war das nächste Treffen, um fünf Uhr war dann meistens Schluss. Wir Teamer mussten immer so lange wach bleiben, bis der letzte ins Hotel zurückkam, ich war froh, wenn ich vier Stunden Schlaf bekam.

Die Teilnehmer haben meistens bis eins geschlafen, manche auch bis drei oder vier, sind dann noch schnell an den Strand gegangen und waren dann abends wieder fit. Ich wurde allerdings von Tag zu Tag unfitter.

Einmal waren wir in einer Karaoke-Bar, das war für uns Teamer sehr peinlich, weil wir unheimlich schief gesungen haben. Am Abschlussabend haben wir das Miss-Costa-Brava-Girl gewählt, gewonnen hat ein Junge, der sich ganz toll als Frau verkleidet hatte, mit Stöckelschuhen und rasierten Beinen.

Tagsüber haben wir hauptsächlich sportliche Aktivitäten angeboten: ein Volleyballturnier, eine Strand-Olympiade oder Bananaboat-Fahren. Da sitzen zehn Leute auf einem Schlauchboot und lassen sich von einem Motorboot übers Meer ziehen. Wenn einer ins Wasser fällt, fallen die anderen gleich hinterher. Wir haben auch einen Wellness-Tag gemacht, mit Joghurt-Gurken-Maske und Zitronen-Salz-Peeling.

Passiert ist dieses Jahr nichts wirklich Schlimmes. Einmal musste ich im Foyer den Boden wischen, weil sich eine Teilnehmerin übergeben hatte, die war nach zwei Bier weiß wie eine Wand. Am letzten Abend hat einer im Streit mit einem Fremden was auf die Nase gekriegt, außerdem wurden ein paar Handys aus dem Hotelzimmer geklaut.

Es ist halt Party-Urlaub, deshalb wird man schon viel angemacht. Aber wenn wir gemerkt haben, dass eins unserer Mädels angetanzt wurde und das nicht wollte, sind wir dazwischen gegangen. Die 18-Jährigen sind auch in Kneipen gegangen, wo man für zehn Euro soviel trinken kann, wie man will, aber die haben wir immer möglichst schlecht geredet.

Kein Sex am Strand

Der Ort ist wirklich besser als sein Ruf. Was in Medien alles berichtet wird, von Saufen und Sex am Strand und Krankenwagen vor der Disco, das habe ich so nicht gesehen.

Die Busfahrt zurück war echt Wahnsinn. Ich bin am Samstag um 18.30 in Lloret gestartet und um 13.30 am nächsten Tag in Deutschland angekommen. Als ich am Sonntag nach Hause kam, habe ich erst mal 15 Stunden geschlafen."

© SZ vom 8.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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