Streit um Pumuckl-Freundin:Bitte nicht zu sehr ins Sexuelle

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Pumuckl-Erfinderin Ellis Kaut fand, ihr Pumuckl sollte bitteschön keusch bleiben. Das Gericht sah das etwas anders. Nun stellt sich die Klabauter-Frage, ob Frau Kaut vielleicht eifersüchtig ist. Ein Streiflicht

Jetzt darf der Pumuckl also auch eine Freundin haben. Das hat das Münchner Landgericht entschieden. Es wies die Klage von Ellis Kaut ab, der Autorin, die den Kobold 1961 erfunden hatte und ihm auch heute noch keine Freundin erlauben will.

Die Vorstellung, ihr Pumuckl triebe seinen Schabernack in Zukunft mit einer Frau, finde sie überflüssig, unappetitlich und unanständig, sagte sie vor der Verhandlung. "Ein Übertritt der Geschichte ins Sexuelle ist nicht drin." Das klingt nach Stubenarrest und strenger Mutter, und es hätte einen darum nicht gewundert, wenn das Kind, das ja nur eine Erfindung war, sich nun das Recht auf ein eigenes Leben, und sei es auf eines zu zweit, vor Gericht erstreitet. Aber so war es nicht.

Geklagt hatte nicht etwa der Pumuckl, der übrigens zur Verhandlung gar nicht erschienen war, geklagt hat Barbara von Johnson. Das ist die Zeichnerin, die dem Kobold 1965 seine Gestalt verlieh und sich seitdem ebenso für ihn verantwortlich fühlt. Vor einiger Zeit unterstützte sie einen Malwettbewerb für Kinder, an dessen Ende dem Pumuckl eine Freundin an die Seite gepinselt werden sollte, spätere Hochzeit nicht ausgeschlossen.

"Von der Seele her"

Frau von Johnson meinte, nach mehr als vierzig Jahren, in denen er allein war, gönne sie ihm eine Partnerin, mit der er "von der Seele her reifen" würde. Spätestens hier hätte das Gericht hellhörig werden müssen. Offensichtlich kannte es sich in Koboldfragen aber nicht aus, dabei weiß jedes Kind, dass ein Pumuckl mit einer reifer Seele kein Pumuckl mehr ist, nur ein Muckl. Zwar hat auch der Kobold ab und an bedauert, dass es einen wie ihn nicht zweimal gibt, aber wenn, hatte er sich sicher bloß verdoppeln wollen, nie vermehren.

Jemandem, dem Frauen derart egal waren, nun von Gerichts wegen eine aufzudrängen, hat schon etwas von Zwangsheirat, Malwettbewerb hin oder her (ist im Grund ja eine Misswahl). Nebenbei wird eine Männerfreundschaft gefährdet, wie es sie sonst nur noch in der Politik gab, etwa zwischen Petra Pau und Oskar Lafontaine. Eigentlich hat Pumuckl doch seinen Meister längst gefunden. Was braucht er da eine Freundin?

Aber offenbar muss sich in diesem Land ja jeder mit jemandem zusammentun, keiner darf ohne einen Partner dastehen, auch der Kobold nicht. Zur Not muss ihm eben etwas Rechtes gemalt werden. Da hört der Spaß natürlich auf, denkt man und ist schon bereit, sich auf die Seite der 86-jährigen Autorin Ellis Kaut zu schlagen, die den Wicht nur vor dem Ernst des Lebens schützen will.

Niemals werde Pumuckl eine Freundin haben, sagte sie nach der Verhandlung. "Er bleibt mein Pumuckl", sagte sie. Aber je länger der Satz nachklingt, um so mehr hört er sich auf einmal danach an, als sei in Wahrheit einfach nur sie selbst es, die die einzige Frau in seinem Leben bleiben will.

© SZ vom 25.5.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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