Streit um Bayerns Milchproduktion:"Wir fordern Barroso heraus"

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Der Präsident des Bauernverbands Gerd Sonnleitner hat in Puchschlagen seine Forderungen für den Milchgipfel in Berlin vorgestellt. Er verlangt Unterstützung von der EU für die Milchbauern.

O. Höner

Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner hat gestern auf dem Hof von Simon und Anni Sedlmair in Puchschlagen seinen Forderungskatalog vorgestellt, mit dem er in den Milchgipfel mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Romuald Schaber vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) am Freitag geht.

Sonnleitner hofft auf Merkels Unterstützung für eine EU-weite Lösung der aktuellen Milchmarktkrise. Es herrsche große Einigkeit unter den Bauernverbänden in der EU, welche sofortigen Maßnahmen nötig seien, um den Absatz zu fördern und die Nachfrage zu beleben. Doch diese müssten EU-weit durchgesetzt werden und benötigten die finanzielle Unterstützung aus Brüssel. "Wir fordern Barroso heraus", sagte Sonnleitner. "Für die Wirtschaft verlangt er Milliarden, aber für Landwirte will er kein Geld herausrücken."

Der Bauernverbandspräsident setzt auf eine Erhöhung der Interventionspreise sowie eine Ausweitung der Exporterstattungen und -garantien. Damit würde den fünf deutschen Lebensmittelhandelskonzernen die Möglichkeit genommen, Molkereien und Milchbauern "zu erpressen". Unterstützt wurde Sonnleitner in seinen Forderungen vom Vorsitzenden des Verbandes der Milcherzeuger, Leonhard Welzmiller, und Michael Gschwendtner von den Neuburger Milchwerken.

Nicht in Puchschlagen eingeladen waren Vertreter des BDM, die eine andere Politik verfolgen als der Bauernverband. So hat BDM-Landkreisvertreter Martin Kiening am Mittwoch in einem Interview mit der Dachauer SZ betont, dass den Milchbauern auch ohne zusätzliche EU-Zuschüsse geholfen werden könne. Der BDM ist gegen Exporterstattungen und zudem davon überzeugt, dass eine steigende Nachfrage allein nicht ausreicht, um die Krise zu bewältigen. Vielmehr müsse die Milchproduktionsmenge EU-weit reduziert werden.

Auch Gastgeber Simon Sedlmair bekannte, dass er auf ein Fortbestehen der Quotenregelung hoffe, also auf eine EU-Milchmengensteuerung auch nach 2015. Sonnleitner ließ allerdings durchblicken, dass die deutschen Milchbauern mit dieser Forderung in Brüssel allein dastehen.

Angewiesen auf Ausgleichszahlungen Obwohl sich der Milchpreis aktuell langsam wieder erholt, fürchten die Bauern im Landkreis um ihre Existenz - spätestens wenn der EU-Milchmarkt komplett liberalisiert wird. Denn die Standortkosten sind hier höher als in vielen anderen Ländern. "Wir haben eben keine Mexikaner, die wie in den USA für uns melken", sagte ein Landwirt. Sonnleitner bestätigte, dass bayerische Bauern immer auf Ausgleichszahlungen angewiesen sein werden. Nur dann würde die Minimalforderung von 35 Cent für den Liter ausreichen.

EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel geht dagegen davon aus, dass sich der Milchpreis langfristig auf dem jetzigen Rekordtief von etwa 25 Cent einpendeln wird. Sedlmair weiß nicht, was dann werden soll: "Schon jetzt stehen einige der knapp 400 Milchbauern im Landkreis vor dem Aus."

© SZ vom 02.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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