Streik in München:Volle Mülltonnen und geschlossene Kitas

Lesezeit: 2 min

Warnstreiks im öffentlichen Dienst in München: Vor allem die Beschäftigten der städtischen Kindertageseinrichtungen traten in den Ausstand. (Foto: Eva Limmer)

Etwa 4000 Angestellte im öffentlichen Dienst aus München und Umgebung haben die Arbeit niedergelegt. Schwerpunkt des Streiks sind Kitas und Horte. Den Beschäftigen dort geht es um mehr als eine Lohnerhöhung.

Von Eva Limmer

An markigen Sprüchen fehlt es den Streikenden an diesem Mittwoch nicht. "Eine Erzieherin ist wie ein Dessous: Spitzenqualität für ein Hauch von Nichts" steht auf einem Plakat, das eine Frau sich umgehängt hat. Sie ist eine von Tausenden Frauen und Männer, die sich an diesem Mittwoch zu einem Warnstreik vor dem Gewerkschaftshaus an der Schwanthalerstraße versammelt haben.

Laut verdi München sind es mehr als 4000 Streikende; davon alleine etwa 1800 Beschäftigte in Kindertagesstätten und anderen Betreuungseinrichtungen. Auch die Mitarbeiter der Münchner Behörden sowie Müllabfuhr und Straßenreinigung legten die Arbeit nieder, sowie Beschäftigte an kommunalen Kliniken. Ihre zentralen Forderungen sind eine Erhöhung der monatlichen Einkommen um hundert Euro und zusätzliche Erhöhung des Lohns um 3,5 Prozent.

"Ohne Moos nix los. Gebt uns was uns zusteht", steht auch auf dem Schild von Gilay Külte, das sie trotzig vor ihrer Brust hält. Die Erzieherin arbeitet seit 20 Jahren in ihrem Beruf. Das erste Mal ist sie heute bei einem Streik dabei. "Uns geht es vor allem um Anerkennung für unseren Beruf"; sagt sie entschlossen. "Die Verantwortung für die Kinder ist im Laufe der Jahre immer größer geworden, unser Gehalt jedoch nicht. Dafür kämpfen wir jetzt."

In ganz Bayern haben die Gewerkschaften zum Streik aufgerufen. Am Dienstag hatten sich in Würzburg, Bamberg, Regensburg und Passau etwa 2000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes beteiligt. Am Mittwoch wurde der Streik auf die Städte München, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt ausgeweitet. Die Gewerkschaften wollen damit ihren Forderungen für die zweite Verhandlungsrunde am Donnerstag in Potsdam Nachdruck verleihen.

Markige Sprüche bei den Erzieherinnen, die an diesem Mittwoch am Warnstreik teilnahmen. (Foto: Eva Limmer)

Diesem Aufruf sind in München viele gefolgt. Hunderte Menschen warten am Vormittag im Gewerkschaftshaus vor den Tischen, um sich in die Streiklisten einzutragen. Draußen tönen schon die ersten Trillerpfeifen, hunderte Fahnen zittern im Wind, Banner mit der Aufschrift "Wir sind die Guten" werden gehisst.

An so einem Banner krallt sich auch Erzieherin Cornelia Moposita fest. "Ich bin optimistisch, dass wir mit diesem Streik ein starkes Signal setzen", sagt sie euphorisch. "Wir leisten eine wichtigen Beitrag in der Gesellschaft, das soll auch gewürdigt werden."

Begleitet von der Polizei zieht die fast 300 Meter lange Schlange von Streikenden dann die Schwanthalerstraße in Richtung Stachus, wo die Kundgebung stattfindet. "Übernahme, Übernahme" und "Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut" skandiert der Demonstrationszug. Am Stachus angekommen, füllt sich der Platz bis zum Karlstor mit Streikenden.

Heinrich Birner, verdi-Geschäftsführer für München, spricht begeistert zu der Menschenmenge. "So einen gewaltigen Streikauftakt habe ich im Öffentlichen Dienst noch nie erlebt." Er würdigt auch den Mut der Auszubildenen von Stadtwerken, Kliniken und Landeshauptstadt, die sich am Streik beteiligten.

Unterstützung bekommen die Streikenden auch von OB-Kandidat Dieter Reiter (SPD). Er wünscht ihnen Erfolg für ihre Forderungen. Denn einfach wird es nicht. Bund und Kommunen signalisierten bislang kein Entgegenkommen und bezeichneten die Warnstreiks als "völlig überzogen".

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: