Steuerstrafverfahren gegen Max Strauß:Pfändung der Strauß-Gruft führt zu Krach in der CSU

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Die Pfändung der Gruft der Familie Strauß in Rott am Inn hat in der CSU für helle Empörung gesorgt und die Behörden zu einer abrupten Kehrtwende gezwungen. Zugleich wurde aus der Partei die Frage gestellt, ob die Regierung von Ministerpräsident Edmund Stoiber von dem Vorgang gewusst habe.

Von Peter Fahrenholz

Stoiber selbst nannte die Pfändung "pietätlos". Das bayerische Finanzministerium versicherte zunächst am Mittag, es sei nicht beabsichtigt, die Pfändung zu vollstrecken. Am Nachmittag sagte Strauß-Tochter Monika Hohlmeier dann vor der CSU-Fraktion im Landtag, die Pfändung sei aufgehoben worden.

Die Fraktion hatte zuvor einstimmig verlangt, die Pfändung der Gruft rückgängig zu machen. Diese steht im Zusammenhang mit dem Steuerstrafverfahren gegen Max Josef Strauß, der seit Dienstag in Augsburg vor Gericht steht.

"Instinktlos und unerträglich"

Landtagspräsident Alois Glück nannte die Pfändung "instinktlos und unerträglich", das Vorgehen der Finanzbehörden zeige einen "erschreckenden Mangel an menschlichem Einfühlungsvermögen, fehlenden Respekt vor den Toten und an Kultur".

Der ehemalige CSU-Chef Theo Waigel zeigte sich "fassungslos" und nannte den Vorgang "unvorstellbar". Wer dafür verantwortlich sei, der hätte doch "elektrisiert sein" und dafür sorgen müssen, dass die Grabstelle aus den Pfändungsmaßnahmen herausgenommen werde.

Noch schärfer reagierten ehemalige enge Vertraute des langjährigen Bundesministers und bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Der ehemalige Bayernkurier-Chefredakteur Wilfried Scharnagl, einer der engsten Strauß-Vertrauten, nannte die Pfändung der Gruft einen der "skandalösesten Vorgänge, auf die ich zurückblicke". Er sprach von "wildgewordenen Finanzbeamten".

"Menschlich tief betroffen"

Kultusministerin Monika Hohlmeier, die Tochter von Franz Josef Strauß, zeigte sich "menschlich tief betroffen". Der Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler nannte den Vorgang "ungeheuerlich". "Es ist ein Skandal", sagte Gauweiler der Süddeutschen Zeitung. "Ich hätte erwartet, dass die politische Spitze das untersagt."

Die Frage, ob die Regierung und auch Ministerpräsident Stoiber über die Pfändungsmaßnahmen informiert waren, wurde aus der CSU selbst gestellt. Der frühere Justizminister Alfred Sauter richtete eine schriftliche Anfrage an die Regierung. "War die Staatsregierung von diesen Pfändungsmaßnahmen informiert und wenn ja, in welcher Weise", will er wissen.

Sauter war 1999 von Stoiber im Zuge der Affäre um Millionenverluste bei der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft LWS als Minister entlassen worden und gilt seither als einer der Intimfeinde Stoibers in der CSU. "Der Vorgang ist geschmacklos, instinktlos und bodenlos", sagte Sauter. Auch Waigel sagte, man werde "sicher klären müssen, ob das ein Berichtsvorgang war".

Nach Angaben Hohlmeiers gehört die gepfändete Gruft zur einen Hälfte ihrem Bruder Max, zur anderen Hälfte einer Tante.

(SZ vom 22.01.2004)

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