Starnberger See:Tauchlehrer stirbt vor der Seeburg

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Der zweite tödliche Tauchunfall innerhalb von 14 Tagen hat sich am Sonntag im Starnberger See an der Steilwand vor Allmannshausen ereignet.

cb

Nur zwei Wochen nach dem letzten Tauchunfall an der Allmannshauser Steilwand ist am Sonntag erneut ein Taucher an derselben Stelle ums Leben gekommen. Es handelt sich um einen 42-jährigen Tauchlehrer aus einem Ort in der Nähe von Weilheim. Gegen 11 Uhr am Sonntagvormittag glitt er zusammen mit einem 29-jährigen Schüler die Steilwand hinab. Sie wollten in eine Tiefe von 60 Metern hinunter. Laut Polizei verloren die beiden beim Wiederaufstieg plötzlich den beim Tauchen wichtigen Sichtkontakt. Warum ist aber noch ungeklärt. Möglicherweise war das Wasser durch den Sturm aufgepeitscht und noch trüber als sonst, sagt die Polizei. Denn in dieser Tiefe ist es immer dunkel und trüb. Problematisch sind aber auch die Strömungen, die die bei Tauchern so beliebte Steilwand unterhalb der Seeburg so schwierig machen. Die Wasserwacht Wolfratshausen entdeckte jedenfalls zufällig den leblos im Wasser treibenden 42-Jährigen. Sie brachte ihn an Land und versuchte ihn wiederzubeleben. Doch ohne Erfolg. Die Hilfe kam zu spät. Der 29-jährige Schüler war offenbar unten geblieben. Dort spürten ihn die Einsatzkräfte jedenfalls auf. Sie geleiteten ihn an die Wasseroberfläche und brachten ihn so in Sicherheit.

Die Kriminalpolizei klärt nun die näheren Umstände des tragischen Unglücks. Alle Tauchgeräte des 42-Jährigen sind sichergestellt. Nach ersten Erkenntnissen war der Mann gut ausgerüstet. Außerdem will man die Leiche morgen obduzieren, um die Todesursache herauszufinden.

Woran die 29-jährige Münchnerin gestorben ist, die vor zwei Wochen an derselben Stelle verunglückte, ist immer noch ungeklärt. Auch nach einer Obduktion lässt sich laut Polizei "keine zweifelsfreie Todesursache" feststellen. Und die Untersuchungen ihrer Taucherausrüstung ist noch immer nicht abgeschlossen. "Das kann schon mal vier Wochen dauern", so die Auskunft der Polizei. Sicher ist dagegen schon, dass die Taucher vor zwei Wochen gegen das Nachttauchverbot verstoßen haben. "Das muss Konsequenzen haben", sagt der Starnberger Polizeichef Norbert Reller. "Denn sonst wäre die Verschärfung der Vorschriften für Taucher sinnlos." Seit April 2008 müssen Taucher nämlich nicht nur gut ausgerüstet und ausgebildet sein, wenn sie in den Starnberger See gehen. Sie dürfen auch nicht mehr allein hinabsteigen oder mehr als einen Schüler mitnehmen. Glaubt man dem Präsidenten des Bayerischen Landestauchsportverbands Dieter Popel, so galt es früher bei manch einer Tauchschule als "Kick", Anfänger die Steilwand mit hinunter zu nehmen - und zwar meist nicht nur einen, sondern gleich mehrere. Dabei gerieten viele wegen der Dunkelheit unter Wasser in Panik. Drei Jahre lang passierte kein schlimmer Unfall mehr an der Steilwand, wo seit 1994 insgesamt 13 Taucher den Tod fanden und immerhin 35 schwer verletzt wurden. Polizei, Landratsamt und der Landestauchsportverband, die die Vorschriften gemeinsam entwarfen, fühlten sich bestätigt, das richtige getan zu haben. Dass jetzt zwei tödliche Unfälle in so kurzer Zeit passiert sind, widerlege dies nicht: "Tauchen ist einfach ein gefährlicher Sport", sagt die Polizei.

© SZ vom 20.06.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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