Riederau:Eingefroren im Eis des Ammersees

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Vermisster Herrschinger Busfahrer wird tot bei Riederau im Uferbereich entdeckt - Bergung gestaltet sich schwierig.

Armin Greune

Der seit 4. Februar als vermisst gemeldete Busfahrer aus Herrsching ist am Samstag tot im Ammersee gefunden worden. Die Leiche lag fest eingefroren im Eis. Entsprechend aufwendig gestalteten sich die Bergungsarbeiten. Auf einem Spaziergang hatte ein Anlieger gegen 15 Uhr die Leiche des 64-Jährigen im unmittelbaren Uferbereich von Riederau entdeckt. Die Polizei schließt sowohl ein Fremdverschulden als auch einen Unfall als Todesursachen aus.

Zwölf Riederauer Feuerwehrleute waren rund zwei Stunden im Einsatz, um die Leiche zu bergen. Nachdem die Kriminalpolizei eventuelle Spuren gesichert hatte, musste zunächst mit Kettensägen ein großer Kreis um den leblosen Körper in das noch rund 20 Zentimeter starke Eis geschnitten werden. Anschließend konnten sich die Feuerwehrleute mit Pickeln und Brechwerkzeugen vorsichtig an die Leiche heranarbeiten und sie freilegen. Sechs Mann waren nötig, um den augenscheinlich unversehrten Körper anzuheben, auf ein Board zu legen und wegzutragen. "Eine große Gefährdung der Einsatzkräfte bestand nicht, weil das Wasser dort nur 50 Zentimeter tief ist", sagte die Feuerwehrkommandantin Manuela Fink auf Anfrage. Der Bergungsort befand sich hinter einem Privatgrundstück zwischen Strandbad Riederau und der Gaststätte "Seehaus", und war damit nicht sichtbar für Schaulustige. Die Identität des Toten war für die Feuerwehrleute zunächst unbekannt. Doch die Polizeibeamten konnten noch vor Ort anhand der Fahndungsbilder klären, dass es sich um den vermissten 64-Jährigen handelte. Zuletzt war bundesweit nach ihm gesucht worden.

Wie mehrfach berichtet, war erstmals vor drei Wochen bemerkt worden, dass der Busfahrer an einem Samstag nicht zum Dienst erschienen war, ohne sich bei seinem Arbeitgeber abzumelden. Dies war in den 30 Jahren seiner Tätigkeit für den Regionalverkehr Oberbayern noch niemals zuvor geschehen. Der mittlerweile allein lebende Mann hatte auch mit keinem seiner Familienangehörigen Kontakt aufgenommen. Bei seinen Fahrgästen war der mit Berliner Akzent sprechende 64-Jährige wegen seiner Freundlichkeit und Offenheit besonders beliebt: Dem Busfahrer war anzumerken, dass er seinen Beruf gerne ausübte. Nebenberuflich fuhr er außerdem ein Taxi. Im Mai hätte der Mann in Rente gehen können.

Wie die Leiche des Herrschingers an das gegenüberliegende Westufer gelangte, wird wohl ungeklärt bleiben. Zwar sei eine Ostströmung für den Ammersee nicht ungewöhnlich, so Manuela Fink, doch heuer hatte die Frostperiode den See weitgehend zufrieren lassen.

© SZ vom 27.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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