Pullach:Zwölf Kinder mit TBC infiziert

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Zwölf Kinder einer englischsprachigen Vorschule bei München haben sich bei einer Lehrerin mit Tuberkulose angesteckt. Die Ärzte erkennen die Erkrankung erst spät, doch inzwischen gibt es Entwarnung.

Tom Soyer

Unter den Eltern der "International Preschool Munich" in Pullach herrscht gewaltige Sorge und Verunsicherung: 12 von 53 Kindern der englischsprachigen Vorschule für Drei- bis Sechsjährige haben sich bei einer Lehrerin mit Tuberkulose (TBC) angesteckt - und Infektionsabwehr bei den Gesundheitsbehörden ausgelöst. Ansteckungsgefahren, so versichert Bodo Königstein, der TBC-Experte bei der Regierung von Oberbayern, bestünden aber nicht mehr, weil alle Betroffenen nun vorsorglich neun Monate lang Antibiotika einnehmen.

Genau 4444 TBC-Fälle verzeichneten die Behörden deutschlandweit für das Jahr 2009. Nach Auskunft von Königstein wird die Erkrankung aufgrund der allgemeinen Symptome (Husten, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß, Mattigkeit, Leistungsabfall) oft sehr spät diagnostiziert. Er berät auch den Landkreis München mit seinem aktuellen Pullacher Fall. Auch da verstrichen offenbar Wochen, ehe die Krankheit endlich erkannt wurde. 12 der 53 Kinder dieser Privat-Vorschule (zehn Vorschulkinder, zwei aus dem Umfeld) seien nun "Infizierte". Vier Kinder wiesen sogar eine Vergrößerung der Lymphknoten auf und gelten deshalb als "erkrankt". Bei Kindern unter zehn Jahren sei die Krankheit aber "in der Regel nicht ansteckend", sagt Königstein, zudem würden alle nun neun Monate lang mit Antibiotika behandelt.

Die Lehrerin, von der die Ansteckung in dem Kindergarten ausging, sei im Januar erkrankt, berichtet Preschool-Inhaberin Ingrid Hernandez. Sie habe sich zu drei Ärzten in Behandlung begeben, sei dann am 4.März krank geschrieben worden mit der Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber. Erst nach Ostern sei der dritte Arzt dann auf TBC gekommen. Am 28.April informierte Hernandez "sofort" das Gesundheitsamt. Es folgten die TBC-Tests bei allen Kindern und Mitarbeitern der International Preschool.

Unter den Eltern herrsche noch große Verunsicherung, räumt Hernandez ein. Sie betont jedoch, dass es hier "nicht um Schuld von irgendjemandem" gehe. "Wir sind alle irgendwo Opfer", sagt sie - und wird vom TBC-Experten der Regierung von Oberbayern bestätigt. "Das ist absolut korrekt gelaufen", sagt Bodo Königstein, "da kann man niemandem einen Vorwurf machen, der Vorfall wurde zeitnah gemeldet, als die Diagnose feststand."

Für betroffene Eltern soll es an diesem Mittwoch noch einmal einen Themen-Elternabend geben, kündigt Hernandez an. Ihr ist auch klar, dass die Irritation unter Eltern groß ist, die sich - wie es ein Vater formulierte - einen "High-End-Kindergarten" für monatlich 728 Euro Gebühr (ohne Material- und Imbissgeld) leisten und dafür besondere Sicherheit erwarten. Der Vater eines Sechsjährigen, der sich infiziert hat und nun Antibiotika schluckt, hatte jedenfalls keine Lust mehr, seinen Sohn weiterhin dorthin zu schicken und berichtete davon, dass eines der nun betroffenen Kinder bereits vor zwei Jahren einmal Antibiotika gegen TBC einnehmen musste. Ein asiatisches Hausmädchen hatte die Erkrankung damals offenbar eingeschleppt. Bodo Königstein kennt diese mögliche Vorgeschichte, warnt jedoch vor Spekulationen - und lässt die beiden TBC-Bakterienstämme derzeit im Labor vergleichen.

© SZ vom 31.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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