Maising:Ein Container spaltet das Dorf

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Der Standort eines Glascontainers sorgt in Maising für Zoff. Um des dörflichen Friedens Willens soll dieser nun verbannt werden - der nächste Ärger ist programmiert.

Sylvia Böhm-Haimerl

Seit ein paar Jahren ist es vorbei mit der idyllischen Dorfgemeinschaft in Maising: Zuerst erzürnte ein Bauvorhaben die Maisinger, dann ärgerten sie sich über die neue Ortsbeschilderung und die Gestaltung des Kirchenvorplatzes, und danach folgte ein erbitterter Streit um einen Wanderweg.

Objekt des Anstoßes: In Maising streiten die Bürger mal wieder - es geht um einen Glascontainer. (Foto: ag.ap)

Neuerdings geht es um einen Glascontainer: Er ist zwar notwendig, aber niemand will ihn haben - zumindest nicht vor der eigenen Haustür. Auf dem bisherigen Standort vor dem Feuerwehrhaus ist kein Platz mehr. Doch alle Alternativ-Standorte wurden bislang abgelehnt, insbesondere von den jeweiligen Anwohnern.

"Dann lieber gar keinen Container", hieß es. Weil es in Maising kein Geschäft gibt, müssten die Bürger ohnehin zum Einkaufen fahren, dann könnten sie ihre Glasflaschen ja gleich mitnehmen, argumentieren die einen. Das wiederum ärgert die anderen: Sie wollen ihren Container zurück.

Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler machte sich die Sache nicht leicht, und ließ die Maisinger sogar über die Sache abstimmen. Doch die Maisinger stritten munter weiter: Es gab Unterschriftenlisten - eine dafür und eine dagegen. "Ich will nicht, dass sich wegen eines Containers das Dorf spaltet", sagte Schnitzler auf der Sitzung des Bauausschusses am Montag.

Er hatte den Container erneut auf der Tagesordnung mit einem einem neuen Standortvorschlag: Direkt am Maisinger See, einem beliebten Nacherholungsgebiet der Münchener. Ein Container auf dem dortigen Parkplatz würde niemanden stören, nicht einmal der Wirt des dortigen Gasthofs habe etwas dagegen, sagte Schnitzler.

"Ich verstehe die Maisinger nicht, an einem der schönsten Standorte wollen sie einen Container haben", entfuhr es Stephan Schmidpeter (PWG). Der Container liege einen Kilometer vom Ort entfernt, zudem sei der Parkplatz ständig überfüllt. "Schon erstaunlich, welchen Stellenwert ein Container hat. Ich verstehe die Diskussion nicht und auch nicht die Emotionen", meinte Rudolf Grießer (Grüne).

Ortsteilsprecher Georg Lechner brachte die Problematik auf den Punkt: Hauptsache es bleibe der dörfliche Frieden gewahrt, sagte er. Das Gremium entschied mit 5 zu 4 Stimmen für den Standort. Falls es wieder Ärger gebe, könne man den Container wieder entfernen. Doch eine salomonische Entscheidung ist dies wohl nicht, der Dorfzwist geht weiter.

© SZ vom 17.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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