Krailing:Medaille für die Mühle

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August Linner hat sein historisches Gebäude in Krailling aufwändig restauriert - jetzt wird er dafür ausgezeichnet. In der "technischen Rarität" von damals können sich heute Paare das Ja-Wort geben.

Christiane Bracht

Schmucklos und unspektakulär sah sie jahrzehntelang aus. Und als das Sägewerk der Familie Linner, das vor der Kraillinger Mühle stand und sie fast verdeckte, vor drei Jahren abgerissen wurde, sah man erst, wie marode und verwittert sie schon war - ein wenig imposanter Eindruck. Das hat sich inzwischen grundlegend geändert: Die Mühle ist nun zu einem idyllischen Kleinod an der Würm geworden.

August Linner vor seinem "Kind" Die neurestaurierte Linner-Mühle in Krailling. (Foto: Georgine Treybal)

Zwei Jahre lang hat Eigentümer August Linner sie in mühevoller Arbeit restauriert. Viel Zeit und Geld hat er investiert, um das Gemäuer aus dem Jahr 1892 wieder instand zu setzen. Am Sonntag, 12. September, verleiht ihm Kunstminister Wolfgang Heubisch als Anerkennung für sein Engagement die Bayerische Denkmalschutzmedaille. "Ich sehe das vor allem auch als Auszeichnung für die Mühle", sagt Linner der SZ. Dass man ausgerechnet ihn ausgewählt habe, sei für ihn sehr überraschend gewesen. Seine Schwester wird ihn zum Festakt begleiten.

Acht Landkreisbürger haben laut Ministerium seit 1977 bereits eine solche Medaille bekommen. Die letzte ging an Kreisheimatpfleger Gerhard Schober aus Unterbrunn. Seine Ehrung liegt allerdings schon 18 Jahre zurück. Zusammen mit Linner werden am Sonntag noch 23 andere Bürger aus Bayern ausgezeichnet. Ein Preisgeld bekommen sie jedoch nicht, lediglich eine Urkunde.

Ein wenig schade findet Linner, dass die Ehrung ausgerechnet am Tag des offenen Denkmals ist. Denn so kann er seine Mühle nicht zeigen. Sie wird aber dennoch offen sein. Drei Mitglieder vom Mühlenerhaltungsverein erklären den Besuchern, wie die rund 100 Jahre alten Mahlwerke funktionieren.

Sie sind laut Stefan Kastenmüller von der Mühlenvereinigung "ein technisches Denkmal, eine Rarität", die heute niemand mehr bauen könnte. Anders als andere Mühlen, die einst an der Würm lagen, wurde die Linner-Mühle nicht ausgeschlachtet, sondern 1970 stillgelegt und einfach zugesperrt. Das ist der Grund, weshalb sie auch heute noch voll funktionsfähig ist. Und damit das so bleibt, geht Linner, der seinerzeit noch den Beruf des Müllers gelernt hat, jeden Tag in seine Mühle und repariert, was nötig ist. Sie ist so etwas wie sein Kind.

2004, als Archäologen auf seinem Grundstück nach Relikten aus früheren Zeiten gruben, öffnete er die Mühle das erste Mal. Das Interesse in Krailling war so groß, dass die Leute sogar Schlange standen, um einen Blick in das alte Gemäuer erhaschen zu können. Rund 300.000 Euro investierte Linner in den vergangenen drei Jahren, um Fassade und Fenster zu renovieren, den Dachstuhl auszubessern und die Wehranlagen zu erneuern.

Das Wasserrad, das jahrelang in einem Holzschuppen vor sich hingegammelt hatte, bebretterte er selbst neu. Künftig soll das Rad den Strom für sein Privathaus liefern, den entsprechenden Antrag hat er bereits gestellt. Vom Würm-Hochwasser blieb die Mühle gerade noch verschont. "Hätte es nur einen Tag mehr geregnet, hätten wir größere Probleme bekommen", sagt er. Führungen durch das alte Gemäuer bietet Linner jederzeit an. Allein im September haben sich schon vier Gruppen angemeldet. Seit Mai kann man unter den alten Holzbalken auch heiraten. Acht Paare gaben sich dort schon das Ja-Wort.

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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