Amtsgericht Starnberg:Vater misshandelt dreijährige Söhne

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Weil er Frust bei der Arbeit hatte, reagierte er sich an seinen Söhne ab: Ein Andechser wird zu achtmonatiger Bewährungsstrafe verurteilt - er hat mittlerweile mit einer Theraphie begonnen.

Armin Greune

Weil er seine beiden Söhne im Kleinkindalter wiederholt misshandelt haben soll, hat sich ein 35-jähriger, in Andechs wohnender Vater gestern in Starnberg verantworten müssen. Richterin Anneliese Plattner konnte sich nur auf die Aussage der mittlerweile in Würzburg lebenden Ehefrau und Mutter stützen: Völlig unbeteiligte Zeugen standen nicht zur Verfügung, auch waren keine Verletzungen oder gar bleibende Schäden dokumentiert.

Ein Kind versteckt sich auf diesem nachgestellten Bild vor einem Erwachsenen - für die Kinder des 35-jährigen Andechsers, der sich jetzt vor Gericht verantworten muss, war die Gewalt real. (Foto: ddp)

Die 39-Jährige habe "einen sehr überzeugenden Eindruck gemacht", befand Plattner schließlich: Es sei kein Belastungseifer zu erkennen gewesen. Im Gegenteil versuche die Mutter "immer noch weiter, ihren Kindern den Vater zu erhalten". Der Beschuldigte, der fast alle Vorwürfe bestritt und mittlerweile eine Psychotherapie begonnen hat, wurde zu einer achtmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Insgesamt waren in der Anklage sieben Vorfälle aufgeführt, die sich alle im vergangenen Jahr zugetragen hatten, als die Frau ein drittes Kind gebar. So soll der Angeklagte seine heute drei und vier Jahre alten Söhne mit der Faust geschlagen und einen Bub mit dem Kopf mehrmals auf den Boden gestoßen haben, so dass der eine Platzwunde an der Oberlippe davontrug.

Weil einer der Söhne einen Aschenbecher vom Nachttisch gestoßen hatte, soll ihn der Vater vom Bett gekickt und das Gesicht des weinenden Kindes in die Kippen und Asche gedrückt haben. Ein anderes Mal habe er einen der Söhne eine halbe Stunde lang an den Beinen "schraubstockartig" festgehalten haben, um das schreiende Kind zum Einschlafen zu bringen, sagte die Mutter aus. Anzeige hatte nicht sie, sondern das Jugendamt erstattet.

"Mir wäre es lieber, wenn ich nichts mehr sagen muss", meinte sie gestern - doch dann hätte das Gericht die vernehmenden Beamten als Zeugen nachladen müssen. So bestätigte sie alle geschilderten Vorfälle - gab aber auch an, dass der Angeklagte lange Zeit ein liebevoller Vater gewesen sei: "Er war immer für die Kinder da, bis es zu den Vorfällen kam. Er hat dann wohl den Stress in der Arbeit nicht mehr bewältigt und es an uns ausgelassen."

Der Angeklagte räumte lediglich eine Ohrfeige als Schockreaktion ein: "Das stimmt von vorn bis hinten nicht, sie hat diese Aussage nur gemacht, damit ich meine Kinder nicht sehen darf." Der ohne Anwalt erschienene Andechser verzichtete völlig auf eine abschließende Rechtfertigung oder ein Plädoyer: "Die größte Strafe für mich ist, dass ich meine Kinder nicht sehen darf - alles andere nehme ich an."

Derzeit ist ihm nur ein eingeschränktes Besuchsrecht im Beisein der Mutter eingeräumt worden. Erst wenn er seine Therapie erfolgreich abgeschlossen hat, könnte er ein normales Umgangsrecht für seine drei Kinder beantragen.

© SZ vom 09.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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