Gauting:Werke der "verschollenen Generation"

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Der Nachlass des Gautinger Malers Alfred Leithäuser fand bisher nur wenig Beachtung. Zum 125. Geburtstag des Künstlers möchte ihm die Gemeinde 2023 eine Ausstellung widmen, doch die Restauration seiner Bilder kostet Geld

Von Michael Berzl, Gauting

Gemeindearchivarin Regine Hilpert-Greger mit einem Bild und einem Selbstporträt des Malers Alfred Leithäuser. (Foto: Georgine Treybal)

Türkisgrüne Glasdächer und rote Ziegelmauern, zwei Schornsteine, dahinter Wald und ein gelber Himmel: Ortskundige Gautinger könnten die Gärtnerei Arnold wiedererkennen, wie sie der Maler Alfred Leithäuser dargestellt hat. Gleich gegenüber in einem Häuschen an der Waldpromenade hat er zusammen mit seiner Ehefrau bis zu seinem Tod im Jahr 1979 gewohnt. Das Gemälde mit den Gewächshäusern, die längst abgerissen sind, ist nur eines von mehreren Motiven aus dem Ort, die der Künstler aus Nordrhein-Westfalen auf Leinwand gebannt hat. Zusammen mit 80 weiteren Werken befindet es sich im Archiv des Rathauses, denn die Witwe hatte den Nachlass der Gemeinde vermacht.

Der Steinhäuser-Nachlass fand bisher wenig Beachtung, nur einzelne Bilder waren bisher ausgestellt. Anlässlich des 125. Geburtstages des Malers würde Archivleiterin Regine Hilpert-Greger gerne mehrere Arbeiten zeigen. Dafür müssten die Bilder aber erst restauriert werden, und das kostet eine Menge Geld. In diesem und im nächsten Jahr sind insgesamt 23 000 Euro im Haushalt vorgesehen, vor allem für die Restaurierung und Rahmung dieser Bilder. Allerdings ist dafür noch etwas Zeit. In zwei Jahren wäre der 125. Geburtstag des Künstler; dieser Termin könnte Anlass für eine Ausstellung werden.

Geboren wurde Leithäuser am 14. August 1898 im Wuppertaler Stadtteil Barmen. Nach dem Studium in Paris lebte und arbeitete er in den Dreißigerjahren in München, begab sich in der NS-Zeit in die innere Emigration und überstand die Kriegsjahre in Altenbeuern am Inn in der Nähe von Rosenheim. Nach dem Krieg kehrte er zurück nach München und zog 1953 in ein eigenes Haus an der Unterbrunner Straße in Gauting. Nach seinem Tod im Jahr 1979 hielt der damalige Bürgermeisters Ekkehard Knobloch Kontakt zur Witwe, die 1996 starb und den Nachlass der Gemeinde vermachte.

Insgesamt gehören der Gemeinde etwa 500 Kunstwerke der unterschiedlichsten Art, berichtet Archivleiterin Hilpert-Greger. Zum Teil wurden sie gekauft; dafür steht jedes Jahr ein fester Betrag zur Verfügung. Zum Teil handelt es sich auch um Schenkungen oder Erbschaften.

"Schuppendurchblick", ist der Name dieses Gemäldes, das im Chiemgau entstanden ist. (Foto: Georgine Treybal)

Der stark von der "Neuen Sachlichkeit" beeinflusste Maler Leithäuser gehörte neben Emil Scheibe, Walter Rose und Ludwig Scharl der Gruppe "Münchner Realisten" an. Fachleute sehen seine Arbeit in der Tradition der sogenannten verschollenen Generation, auf die sich der Tutzinger Sammler Joseph Hierling spezialisiert hat. 1978 wurde Leithäuser für sein Lebenswerk von der Stadt Wuppertal mit dem "Von-der-Heydt-Kulturpreis" ausgezeichnet. Im Fundus des dortigen Museums in Wuppertal-Elberfeld befinden sich einige seiner Bilder, darunter ein Selbstbildnis von 1923, ebenso im Lenbach-Haus und in der Pinakothek der Moderne in München.

Vor allem Stillleben, Porträts und Landschaften finden sich in seinem Gesamtwerk. Seine Bilder haben Namen wie "Aufgehender Mond", "Fischerhäuser am Chiemsee", "Stillleben mit Äpfeln und Zinnkrug" oder "Geranien". Vor allem in seiner Zeit im Chiemgau hat er sich sehr der Landschaftsmalerei gewidmet. In Gauting hat er unter anderem die Villa Peregrina an der Unterbrunner Straße oder eine Bahnüberführung gemalt.

Die meisten Leithäuser-Bilder sind allerdings nicht allzu wertvoll. Sein Ölgemälde "Dorf im Inntal" etwa wird bei Ebay gerade für 1400 Euro angeboten. Seine Bergdisteln in Öl auf Leinwand wurden nach Angaben eines Wiener Auktionshauses für nur 360 Euro verkauft.

© SZ vom 26.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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