DSL in Starnberg:Breitband-Netz rückt näher

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In etlichen Orten des Landkreises ärgern sich die Bürger über zu langsames Internet. Das soll sich nun ändern - mit Hilfe eines Millionen-Projekts von 13 Gemeinden.

Otto Fritscher

"Es ist vollbracht!" Christoph Winkelkötter verwendet selten starke Worte. Diesmal ist dem Wirtschaftsförderer die Erleichterung darüber förmlich anzumerken, dass das Projekt "Breitband für den Landkreis Starnberg" endlich auf den Weg gebracht werden kann.

Denn am Dienstagabend hat Feldafing als letzte Gemeinde im Landkreis Starnberg signalisiert, dass sie bereit ist, gemeinsam mit den anderen Kommunen auf den digitalen Hochgeschwindigkeitszug aufzuspringen und den Netzausbau voranzutreiben. In etlichen Orten des Landkreises ärgern sich nämlich Bürger und Betriebe seit Jahren über langsame Internet-Verbindungen. Diese sollen in ein bis zwei Jahren endlich der Vergangenheit angehören.

Die gemeinsame Ausschreibung für ein Breitband-Netz im Fünfseenland ist ein bayernweites Pilotprojekt, denn bisher wurstelte jede Kommune vor sich hin. Gemäß der Ausschreibung sollen jetzt Telekommunikationsanbieter wie die Telekom oder auch M-Net bis Anfang nächsten Jahres konkrete Angebote vorlegen, zu welchen Kosten möglichst viele Orte und Ortsteile im Landkreis mit Breitband-Anschlüssen von mehr als zehn Megabit versorgt werden können.

Insgesamt geht es um eine Größenordnung von bis zu 20.000 Hochgeschwindigkeits-Anschlüssen, wofür Investitionen in Millionenhöhe erforderlich wären. Durch das große Ausschreibungsvolumen sollen die Kosten gesenkt werden. "Ziel ist es aber auch, kleine Ortsteile besser anzuschließen", erklärt Winkelkötter. Er sieht in einem modernen Breitband-Netz "einen wesentlichen Standortfaktor für die Wirtschaft". Aber von Internet-Anschlüssen, die - vereinfacht gesagt - mindestens so schnell sind wie DSL 10.000, würde jeder Einwohner des Fünfseenlands profitieren.

"Wir haben monatelang sehr intensive Gespräche geführt, um alle Kommunen unter einen Hut zu bekommen", sagt Verena Papke, die als Regionalmanagerin des Landkreises an dem Projekt beteiligt ist. Grundlage der Ausschreibung ist ein Förderprogramm des Freistaats. Pro Gemeinde schüttet der Freistaat bis zu 100.000 Euro aus und übernimmt so maximal 70 Prozent der Gesamtkosten des Netzausbaus. Erstmalig in Bayern wollen nun die 13 Landkreis-Gemeinden den Fördertopf gemeinsam anzapfen. Nur Gauting ist nicht dabei. Dort fühlt man sich bereits gut versorgt.

Bisher haben sich vor allem Dörfer oder Ortsteile, die weit entfernt von den Verteilknoten liegen, das Nachsehen. Sie müssen sich im digitalen Zeitalter mit langsamen Internet-Verbindungen zufrieden geben. "Manche Firma wäre beinahe schon weggezogen, weil sie auf schnelle Kommunikations-Verbindungen angewiesen ist", berichtet der Wirtschaftsförderer. Auch die Zahl der Home Offices steigt stetig. Und Freiberufler wie Rechtsanwälte und besonders Grafikbüros hatten sich immer wieder über lahme Anschlüsse beschwert, die in Großstädten wie München längst kein Thema mehr sind. Im teuren Landkreis Starnberg waren sogar Immobilien ohne Hochgeschwindigkeitsanschluss von Maklern schon schlechter bewertet worden.

Den meisten Nachbarlandkreisen ist Starnberg durch die gemeinsame Ausschreibung einen Schritt voraus. Im Kreis Weilheim-Schongau wird erst an der Machbarkeitsstudie gearbeitet, im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen gibt es bislang kein koordiniertes Vorgehen. Trotz aller Breitband-Euphorie ist aber auch Wirtschaftsförderer Winkelkötter klar: "Wir können nicht jede Jagdhütte ans Breitbandnetz anschließen."

© SZ vom 21.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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