Bayerische Meisterin Manuela Jelen:Auf zwei Kanten durch den Stangenwald

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Die querschnittsgelähmte Starnbergerin Manuela Jelen fährt Monoski - nun hat sie es ins Förderteam für die Winter-Paralympics geschafft.

Sylvia Böhm-Haimerl

Hervorragend präparierte Pisten und Rufe von begeisterten Fans, mit dem letzten Pieps-Ton der elektronischen Zeitmessung schießt das Adrenalin durch den Körper: Mit Startnummer 1 ging Manuela Jelen am 18. Dezember in das entscheidende Skirennen auf der FIS-Strecke am Götschen - und landete prompt auf Platz 1. Dieser Sieg hat ihr den bayerischen Meistertitel in den Disziplinen Slalom und Riesenslalom im Behindertensport eingebracht - und das bereits in der ersten Rennsaison.

Beim Monoskifahren muss durch Gewichtsverlagerung des Oberkörpers gelenkt werden. (Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Damit qualifizierte sich die Starnbergerin für einen Platz im Förderteam für die nächsten Winter-Paralympics im Jahr 2014 in der russischen Stadt Sotschi. "Es gibt nicht viele Frauen, die sitzend Ski fahren", beurteilt sie ihren Erfolg bescheiden.

Seit einem Motorradunfall vor acht Jahren ist Manuela Jelen querschnittsgelähmt. Das hält sie aber nicht davon ab, weiterhin Sport zu betreiben. Im Gegenteil: Während sie vor ihrem Unfall nur zum Spaß Sport betrieb und nicht einmal in einem Verein organisiert war, hat sie heute der Ehrgeiz gepackt. Sie trainiert nahezu täglich auf Speziallehrgängen und im Fitness-Studio oder sie geht schwimmen, um die Kondition zu verbessern.

Viele Starnberger kennen Manuela Jelen zumindest vom Sehen. Im Sommer fährt die Physikerin mit ihrem Hand-Bike zur Arbeit und in der Freizeit zum Schwimmen ins "Paradies". Spätestens auf dem Nachhauseweg erntet sie bewundernde Blicke, wenn sie mit dem vor dem Rollstuhl eingespannten Einrad den steilen Oberen Seeweg hochfährt.

Manuela Jelen kam erst im Jahr 2007 zum Skisport. Ein Trainer in einer Reha-Klinik riet ihr, sie sollte es doch mit dem Monoski-Fahren versuchen. Die sportliche Fitness hatte sie bereits vom Rennrad-Fahren und von der Lähmungshöhe her war der Monoski für sie bestens geeignet. Die Physikerin ist ab dem ersten Lendenwirbel gelähmt. Das lässt ihr genügend Spielraum, um bei jeder Kurve das Gewicht mit dem Oberkörper verlagern zu können.

"Ich will den Ball flach halten"

Zunächst hat sich Jelen die Ausrüstung ausgeliehen und einen Monoski-Kurs besucht. Ein Freund, der bereits im Leistungsteam ist, hat sie schließlich zum professionellen Rennsport gebracht. "Warum nicht - ich kann es ja versuchen", hatte sie sich damals gedacht. Eine Altersbegrenzung gibt es im Behindertensport nicht. Manuela Jelen ist 31 Jahre alt, die älteste Sportlerin im Förderteam ist 45. Jelen kaufte sich eine Ausrüstung - da es nur zwei Hersteller für Monoski in Europa gibt, ist sie mit rund 5000 Euro entsprechend teuer - und fuhr in der Wintersaison 2009/10 die ersten Rennen.

Zwar hatte sie sich darauf eingestellt, dass auch im Behindertensport die Anforderungen sehr hoch sind, doch wie hoch sie tatsächlich sind, hat sie erst in der Praxis erlebt. "Der Slalom ist eine Herausforderung", sagt sie. Die Strecke im entscheidenden Rennen sei sehr eng gesteckt gewesen mit 40 Toren. Und mit dem Monoski kann man in diesem Stangenwald nicht so schnell die Richtung wechseln. Ihr nächstes Ziel ist die Deutsche Meisterschaft. "Ich will den Ball flach halten", meint Manuela Jelen vorsichtig. Mal sehen, wie das nächste Rennen in Polen läuft. Schließlich könne noch viel passieren, bis sie in den A-Kader komme.

© SZ vom 08.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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