Stammstrecke:Die S-Bahn kann wieder durchrauschen

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Das Chaos der letzten Monate ist endlich vorbei. Die S-Bahn fährt nun auch werktags wieder wie gewohnt. Kleinere Einschränkungen müssen die Münchner aber noch erdulden. Und die nächsten Bauarbeiten sind schon angekündigt.

Von Dominik Hutter

Ein paar Einschränkungen wird es noch geben in den nächsten Monaten, aber das Gröbste ist vorbei: Mit Ende der Bauarbeiten im oberirdischen Teil der S-Bahn-Stammstrecke fahren die Züge von heute Abend an wieder ganz normal, die werktägliche Sperrung ab 21.30 Uhr gehört ebenso der Vergangenheit an wie die bereits im Februar abgeschlossene Wochenendsperrung.

Das Gröbste ist vorbei: Die S-Bahn (hier am Marienplatz) fährt auch nach 21.30 Uhr wieder. (Foto: Foto: ddp)

Mitte April beginnt allerdings schon die nächste, wenn auch kleinere Runde: An vier Wochenenden wird der westliche Gleiskopf des Ostbahnhofs umgebaut. Jeweils von Freitag, 21.30 Uhr, bis Montagfrüh können nur Shuttlezüge die Innenstadt passieren. Weitere Sperrungen folgen im August, wenn die neue Signaltechnik samt elektronischem Stellwerk in Betrieb genommen wird.

"Ich möchte mich für das Verständnis und die Geduld der S-Bahn-Kunden bedanken", betont Siegfried Lämmermeyer von der für die Schienen zuständigen Bahn-Tochter DB-Netz. Seit dem 11. Januar 2003 mussten die Fahrgäste mit teilweise recht komplizierten Ersatz-Systemen klarkommen. Das in dieser Zeit eingebaute Signalsystem, das Fahren in kurzen Abständen "auf elektronische Sicht" ermöglicht, ist die Voraussetzung für den ab 12. Dezember geplanten Zehn-Minuten-Takt auf vier Außenästen.

Ganz fertig ist man allerdings noch nicht: Neben den Arbeiten am Ostbahnhof, der von Ende Mai an über fünf statt heute vier S-Bahn-Gleise verfügen soll, müssen noch umfangreiche Tests und die Abnahme der Technik durch das Eisenbahn-Bundesamt erfolgen. Anschließend werden in Nachtarbeit die alten, von 1972 stammenden Signale und Kabel abgebaut.

Genau genommen sind derzeit sogar drei Signalsysteme zwischen Pasing und dem Ostbahnhof montiert: die so genannte Linienzugbeeinflussung LZB, die erst nach der Wiesn scharf geschaltet wird, ein neues System in herkömmlicher Technik als "Rückfallebene" im Störfall sowie das derzeit verwendete. In den vergangenen Monaten wurden insgesamt 349 Signale, 200 Kilometer Signalkabel, 189 Achszähler und 719 Gleismagnete in die 11,5 Kilometer lange Stammstrecke eingebaut - vieles davon unter rollendem Rad. Und weil man schon einmal dabei war, erledigten die Arbeiter auch das Nötigste an Schienen und Oberleitung.

Nächster großer Schritt nach Einführung des Zehn-Minuten-Takts auf vier Außenästen - die S 2-Nord folgt 2005 - ist schon der Bau der zweiten Stammstrecke, der 2006 beginnen und 2010 vollendet sein soll. Da die geschätzte Milliarde für dieses Projekt nicht aus dem "normalen" Schienen-Etat, sondern aus den Geldern des bislang von Kürzungen verschonten Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes stammen sollen, zeigt sich Bayerns Bahn-Chef Klaus-Dieter Josel zuversichtlich, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.

Der Baustellenkalender 2004 der Bahn umfasst aber nicht nur die Münchner S-Bahn allein. So muss über Ostern - von Karfreitag bis einschließlich Ostermontag - der Zugverkehr zwischen Hauptbahnhof und Petershausen eingeschränkt werden. Bei Regionalexpress- und Fernzügen kommt es deshalb auf der Route München-Ingolstadt zu Verspätungen von bis zu 20 Minuten. Regional-Bahnen und S-Bahn werden zwischen Petershausen und Allach durch Busse im 20-Minuten-Takt ersetzt.

Im gleichen Zeitraum wird zwischen Grafing und Aßling eine Brücke eingeschoben - der gesamte Fernverkehr München-Rosenheim, also auch der Italien-Verkehr, wird über Holzkirchen umgeleitet, was etwa 30 Minuten länger dauert. Der Regionalverkehr wird durch Busse ersetzt, die S 5 fährt bis Grafing im 20-Minuten-Takt.

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