Städtebau:Baracken zu Bungalows

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Bund und Stadt haben sich geeinigt: Auf den früheren Militär-Arealen in München können Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen.

Alfred Dürr und Thomas Kronewiter

Nach langjährigen und zähen Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Bund über die künftige Nutzung der Kasernen ist ein entscheidender Durchbruch erzielt worden.

Wo was passiert. (Foto: SZ-Grafik)

Die Kommunalwahlen in München waren kaum vorbei, da meldete sich auch schon Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) bei seinem Parteifreund Christian Ude. Der Bund sei bereit, so Eichel, die Kronprinz-Rupprecht-Kaserne gemäß den Vorstellungen der Stadt an den Autokonzern BMW (für die Erweiterung des Forschungs- und Ingenieurzentrums) und an die Bayerische Hausbau der Schörghuber-Gruppe zu veräußern.

Eichel hat die Forderungen der Stadt hinsichtlich der dadurch entstehenden Infrastrukturkosten in Höhe von 60 Millionen Mark akzeptiert. Etwas mehr als die Hälfte der 1000 geplanten Wohnungen sollen im geförderten Wohnungsbau entstehen.

Gerade für Familien mit Kindern und einem mittleren Einkommen werden diese Wohnungen in München dringend benötigt. Mit der zivilen Nachnutzung der Kronprinz-Rupprecht-Kaserne kann jetzt eine städtebauliche Entwicklung eingeleitet werden, die den angespannten Wohnungsmarkt entlasten wird.

Streit vom Tisch

Die Bundeswehrreform macht es möglich: In den Kasernenarealen und Militärflächen steckt ein riesiges Potenzial, das langfristig Wohnungsbau in München ermöglicht.

Mit dem Abschluss der Verhandlungen über die Kronprinz-Rupprecht-Kaserne (2005 werden die ersten Mieter in ihre neuen Wohnungen ziehen können; größtenteils sind bis zum Jahr 2004 die Gebäude und Freiflächen an private Unternehmen vermietet) ist ein altes Streitthema der Kommunalpolitik vom Tisch.

Vor allem die CSU hatte immer wieder beklagt, dass OB Ude in den Verhandlungen mit dem Bund nichts voran bringe.

So sieht der Stand der Planungen für die Militär-Areale aus:

* Die Bebauung der Panzerwiese ist am weitesten gediehen. 580 Wohnungen in West- und Ostteil sind bereits bezogen, weitere 120 werden in Kürze bezugsfertig. Insgesamt entstehen am äußersten Nordrand der Stadt auf 200 Hektar Fläche 2600 Wohnungen und 650 Arbeitsplätze.

* Am Ackermannbogen, der ehemaligen Waldmann-Stetten-Kaserne, beginnt im Sommer 2002 der erste Bauabschnitt im Nordosten des Gebiets. Insgesamt werden auf 39 Hektar 2200 Wohnungen entstehen, dazu kommen 2060 Arbeitsplätze.

* Für die 33 Hektar der Funk-Kaserne läuft bis zum Juli ein städtebaulicher Wettbewerb. Vorgabe ist, dort 1000 Wohnungen und 1700 Arbeitsplätze unterzubringen. Die mittlerweile in den Baracken ansässigen Künstler sollen nicht vertrieben werden, zumindest einen Künstlerhof wird es wohl geben: Die Betroffenen haben sich mit dem Workshop "Zukunft Domagk" in die Planungen eingeschaltet. Dessen Ergebnisse liegen der Wettbewerbs-Ausschreibung bei.

* Noch nicht in städtischem Eigentum sind die 30 Hektar große Prinz-Eugen-Kaserne (dort sollen 1500 Wohnungen und 800 Arbeitsplätze entstehen), die 48 Hektar große Bayern-Kaserne (1000 Wohnungen, 1700 Arbeitsplätze), die fünf Hektar große Luitpold-Kaserne (300 Wohnungen, 300 Arbeitsplätze) und die 53 Hektar große Fürst-Wrede-Kaserne (1500 Wohnungen, 800 Arbeitsplätze). Die Freigabe dieser Areale ist für die Zeit von 2005 an geplant. Dazu kommt der Südteil des Standortübungsplatzes auf der Fröttmaninger Heide, der voraussichtlich von 2002/2003 an frei wird.

Um die Entwicklung voranzutreiben, haben OB Ude, Verteidigungs-Staatssekretär Klaus-Günther Biederbick und Ulrich Horsmann, Geschäftsführer der mit der Verwertung der Liegenschaften beauftragten Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb mbH (g.e.b.b.), die Gründung einer gemeinsamen Projektgruppe vereinbart.

Damit steht der Entwicklung künftig frei werdender Kasernenareale in den nächsten Jahren nichts mehr im Wege. Ziel ist, die Kasernenflächen im Rahmen der Zielvorgaben städtischer Entwicklungsmaßnahmen möglichst hochwertig zu entwickeln. Das soll zügig geschehen.

Bereits Anfang 2001 hatte Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping OB Ude die Freigabe der Kasernenflächen in Aussicht gestellt. Seitdem wurde verhandelt. Am 8. August haben sich Scharping und Ude im Grundsatz geeinigt.

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