Städte-Konkurrenz:Die Sprache des Geldes

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München und Berlin - unterschiedlicher können zwei deutsche Großstädte kaum sein. Um das festzustellen, muss man kein Statistiker sein: Ein Blick auf das Display Ihres Bankautomaten genügt.

Von Andreas Bernard

München und Berlin: Kaum eine Woche vergeht, in der die Zeitungen nicht die sozialen und wirtschaftlichen Differenzen zwischen diesen beiden Städten zum Thema machen würden.

Hier geht's bei der Münchner Stadtparkasse los... (Foto: Foto: Werner Steinecke)

Die Münchner Boulevardjournalisten feiern in regelmäßigen Großreportagen die Lebensqualität ihrer Stadt und zitieren Statistiken über die unvergleichliche Kaufkraft der Bewohner; ihre Berliner Kollegen dagegen berichten Tag für Tag über den zunehmend maroden Zustand der Metropole.

Doch die Offenlegung dieses viel beschworenen Nord-Süd-Gefälles bedarf keiner statistischen Analysen; es lässt sich jeden Tag an unzähligen Orten der beiden Städte ablesen: an den Displays der Bankautomaten.

Was zeigt der Bildschirm an, wenn man in einer Filiale der Münchner Stadtsparkasse Geld abheben will (Foto links: Werner Steinecke)? Nichts als 50- und 100-Euro-Schritte. Der Reichtum der Stadt, ihr Hang zur Selbstzufriedenheit wird in dieser Aufteilung deutlich. Mit einer feineren Staffelung gibt man sich gar nicht erst ab, auch wenn die kleinen Scheine natürlich zum Bestand der Automaten gehören.

Bescheidene Optionen

Welch anderes Bild dagegen auf den Displays der Berliner Stadtsparkassen (Foto rechts: Stefanie Theuring): In der bescheidenen Option ¸¸EUR 20" oben links ist bereits eine Ahnung enthalten, dass sie die letzten auf dem Konto sein könnten (während die 50-Euro-Staffelung Münchens jedem Kunden ewigwährenden Geldfluss suggeriert).

Die Kategorie ¸¸100 Euro" erscheint in Berlin bereits wie ein außergewöhnlich hoher Betrag, und die völlig deplatziert wirkenden ¸¸500 Euro" sind, wie man vom Deutschen Sparkassenverband erfahren kann, nur die Folge einer bundesweiten Vorgabe, wonach der angebotene Höchstbetrag an den Automaten 500 Euro nicht unterschreiten dürfe.

Mindestbeträge aber, das zeigen die Münchner und Berliner Displays genau, sind nicht einheitlich geregelt. Vielmehr bilden sie ein getreues Abbild der heterogenen Lebensbedingungen Deutschlands.

© SZ vom 06.06.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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