Stadtwerke-Beschwerden:Offman richtet eine Internetseite ein

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Auf der Seite sollen Problemfälle dokumentiert werden - und wie schnell sie gelöst werden.

Doris Näger

Am Anfang war die SWM-Rechnung. Eine mit langen Zahlenkolonnen, die den Stromverbrauch einer Hausgemeinschaft auflistete. Marian Offman, CSU-Stadtrat und Immobilienverwalter, gab sie routinemäßig einem Rechnungsprüfer. Als der anfing, die Zahlen von Hand zusammenzuzählen, hielt Offman ihn für verrückt. Doch der Rechnungsprüfer hatte gut daran getan: Die angegebene Summe erwies sich als falsch. Einen Betrag hatte der Computer doppelt berechnet.

Mittlerweile ist es fast vier Jahre her, dass Marian Offman mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit ging. Seitdem ist er so etwas wie ein Anwalt für die Geschädigten der Münchner Stadtwerke geworden. "Ich bekomme wöchentlich zwei bis drei Briefe von Leuten, die Probleme mit den Stadtwerken haben." Weil er nicht mehr weiß, was er mit all den Zuschriften machen soll, "die sich auf meinem Schreibtisch türmen", hat er jetzt ein Forum für Stadtwerke-Geschädigte eingerichtet - und zwar im Internet.

Unter der Adresse www.stadtwerke-beschwerden.de können Münchner eintragen, wenn sie nicht nachvollziehbare Rechnungen erhalten oder ihnen der Strom gesperrt wird, obwohl sie eine Ratenzahlung beantragen. Die Website schildert bereits jetzt exemplarische Fälle.

"Im Vordergrund steht, dass sich die Servicesituation bei den SWM spürbar verbessert", sagt Offman. Es sei seine Aufgabe als Stadtrat, die Tochtergesellschaften der Stadt zu kontrollieren. Es gehe ihm nicht um Hetze oder Anklage, sondern um konstruktive Zusammenarbeit. Deshalb soll jeweils auch die Vertragskontonummer veröffentlicht werden. "Damit die Stadtwerke die Gelegenheit haben, die Problemfälle schnell und unbürokratisch zu lösen." Wenn dies geglückt sei, werde dies selbstverständlich ebenfalls "dick und fett" vermerkt, so Offman.

Auf diese Weise werde die Website ein Gradmesser dafür, ob die von den SWM versprochene Servicegarantie wirklich zu einem besseren Service führe oder nur Lippenbekenntnis bleibe. Hilfreich soll die Fallsammlung auch für die Betroffenen werden: "Es ist leichter, sich zu wehren, wenn man sieht, dass es auch schon andere gleich gelagerte Fälle gibt."

Mit der Gestaltung der recht einfach gestrickten Website hat Offman die Webdesign-Agentur Gands aus Starnberg beauftragt. Jeder Eintrag wird erst nach Prüfung für die Öffentlichkeit freigeschaltet. "Wir wollen keine anonymen Beschuldigungen." Die Kosten für das Projekt trägt Offman privat. Der Stadtrat geht davon aus, dass es vor allem viel Arbeit wird. Was nicht über die Website kommt, also in Form eines Briefes beispielsweise, will er ebenfalls eintragen lassen.

Ähnliche Foren über Stadtwerke-Probleme gibt es bereits im weltweiten Netz. Vereinzelt tauchten da Münchner Fälle auf, sagt Sebastian Schwanke von der Agentur Gands. Hier würden sie nun gebündelt. Offman hofft, dass er von rechtlichen Konsequenzen verschont bleibt, "dass die Stadtwerke nicht mit einer Armada von Anwälten gegen mich losschlagen". Schlechte Erfahrungen hat er schon gemacht: Die SWM haben zwei Mal eine einstweilige Verfügung gegen Äußerungen Offmans erwirkt.

Und was wäre ein Erfolg? Offman: "Dass die Website irgendwann nicht mehr nötig ist."

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