Stadtrat Zieglmeier:Auferstanden aus der Lawine

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Zwei Tage nach einem schweren Skiunfall nimmt Stadtrat Zieglmeier in Fürstenfeldbruck bereits wieder an einer Sitzung teil.

Michael Doege

Eigentlich hatte er mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Klaus Zieglmeier, Fürstenfeldbrucker Stadtrat, lag einen Meter tief in den Schneemassen einer Lawine begraben, konnte sich nicht bewegen, wurde ohnmächtig. Nach 15 Minuten gelang es Kameraden und anderen Helfern, den 64-Jährigen wieder auszubuddeln und zu reanimieren.

Klaus Zieglmeier: zurück im Amt. (Foto: Foto: Scheider)

Das Unglück im südtirolerischen Vinschgau ereignete sich am vergangenen Sonntag, am darauffolgenden Dienstag saß der sportbegeisterte BBV-Politiker schon wieder in der Stadtratssitzung. "Ich hatte viel Glück", räumt Zieglmeier unumwunden ein. Als Mitglied einer Gruppe von Skitourengehern aus dem Raum München war er gerade auf dem Weg zur 3200 Meter hohen Falbanairspitze, als sich wenige Meter über ihnen eine Lawine löste.

Zieglmeier wurde mitgerissen, hatte keine Chance mehr zu entkommen. Ein weiteres Mitglied der Gruppe steckte glücklicherweise nur zur Hälfte im Schnee, die anderen kamen mit dem Schrecken davon. "Ich konnte keinen Körperteil auch nur einen Millimeter bewegen, versuchte mit dem Mund mir eine Höhle zu beißen", erinnert sich der Brucker. Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, sah er noch "das ganz klare Bild von meiner Familie mit Frau, Kindern und Enkeln".

Dass Zieglmeier einen Lawinen-Piepser dabei hatte, rettete ihm schließlich das Leben. Seine Kameraden konnten ihn orten und ausgraben, der Rettungshubschrauber brachte den stark unterkühlten 64-Jährigen schließlich ins Krankenhaus nach Bozen.

Der Kommunalpolitiker leidet zwar derzeit noch an einigen Prellungen, ließ es sich aber nicht nehmen, in der Ratssitzung am Dienstag bereits gegen einige städtische Planungen ausgiebig zu wettern. Das Leben gehe eben weiter, er habe sich nichts vorzuwerfen und alle wichtigen Regeln für Tourengeher beachtet, sagt Zieglmeier. Es war ein unvorhersehbares Unheil mit glücklichem Ausgang, nicht mehr und nicht weniger.

Der ehemalige Sportlehrer- und -wissenschaftler warnt denn auch davor, sich durch einen solchen Vorfall die Motivation zum lebenslangen Sporttreiben vermiesen zu lassen. Seit 1964 unternimmt Zieglmeier ausgedehnte Skitouren, dies sei der erste Unfall gewesen.

Man betreibe ein Abenteuer mit kalkulierbarem Risiko, doch stelle der Sport vor allem für Jugendliche einen Gegenpol zu Sauftouren und Killerspielen am Computer dar. Zieglmeier zeigt sich also wieder höchst engagiert. Dennoch gibt er, wenn auch zögernd, zu: "Meine Lawinen-Rettung werde ich ewig im Kopf haben."

© SZ vom 03.04.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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