Stadtführung in München:Eine Frage des Niveaus

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Eine Führung durch düstere Katakomben oder Frühstück mit Sekt und Scampi? Ein Münchner Kulturveranstalter bietet eine Stadtführung zu Orten an, die selbst Einheimischen unbekannt sind.

Simon Leonhardt

Der Boden ist feucht, an der niedrigen Decke des unverputzten Backsteingewölbes flackern Neonlampen, Aussparungen in den Wänden erinnern an Schießscharten mittelalterlicher Burganlagen. Ganz geheuer ist einem der Anblick des Ortes nicht, in den man gerade über eine schmale Treppe hinabgestiegen ist: Es handelt sich um die Überbleibsel der Neuveste, direkt unter der Residenz.

Stadttouren durch düstere Kellergewölbe: Gruseln inklusive. (Foto: Simon Leonhardt)

Es ist eine Stadtführung, an der die verwunderten Besucher gerade teilnehmen - allerdings keine ganz gewöhnliche. Der Kulturveranstalter Epoca führt Interessierte an Orte der Stadt, die selbst vielen Münchnern bisher unbekannt sind.

"Angefangen haben wir vor drei Jahren mit Touren für Kinder", sagt Dr. Annika Schloemann, Geschäfts- und Stadtführerin von Epoca. Da geht es, passend zur Jahreszeit und wie es sich für Münchner Kinder gehört, auch mal aufs Oktoberfest. Darüber hinaus werden kindergerechte Stadtrallyes angeboten. Das Erlebte werde durch einen hohen Spaßfaktor besser eingeprägt, verrät dazu der Flyer.

Mittlerweile gibt es auch verschiedene Programme für Erwachsene. Natürlich geht es auch hier - wie sollte es in der Erlebnisgesellschaft anders sein - um "Entertainment". So kann eine Führung durch den Hofgarten auch mal mit einem Boule-Turnier plus professionellem Trainer anfangen oder eine Tour samt Abendessen mit einer barock gewandeten Kurfürstin gebucht werden. Die berichtet dann, so verspricht der Veranstalter, "aus ihrem romanhaften Leben am Münchner Hof".

Bei den "Gallery Walks" bleibt man jedoch zumeist in der Gegenwart. Sie führen, wie der Name neudeutsch verspricht, durch Galerien und Kunsthandlungen der Stadt. So zum Beispiel auch in die Galerie von Florian Suntheimer, der, zusammen mit dem ausstellenden Künstler Uli Zwerenz, die Tourteilnehmer persönlich begrüßt und durch seine Räumlichkeiten führt. Gereicht werden selbstverständlich Sekt und Häppchen mit Jakobsmuscheln und Scampi, wir sind schließlich in München.

Das geht ganz nach dem Motto des Veranstalters: "Willkommen auf einem neuen Niveau." Oder bezieht sich das eher auf die Erfahrungen im Kellergewölbe?

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