Stadioneröffnung:Das erste offizielle Tor: Patrick Milchraum

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Die Sechziger nehmen ihren Testlauf im neuen Stadion etwas ernster als die Nürnberger und gewinnen 3:2.

Von Christian Zaschke

Ganz so ernst muss niemand solche Freundschaftsspiele am Ende einer Saison nehmen. Die Spieler denken an den Urlaub, sie wollen sich vor allen Dingen nicht verletzen. Dennoch war es für den TSV 1860 München am Montagabend eine besondere Partie, als der 1. FC Nürnberg zu Gast war: Erstmals traten die Sechziger in der Allianz Arena an, es war die offizielle Eröffnung des Stadions.

Dass dadurch ein gewisser Ernst in die Sache kam, zeigte sich zum einen am großen Brimborium, das rund um die Partie veranstaltet wurde, zum anderen daran, dass die Spieler erstaunlich engagiert zu Werke gingen. Für die Münchner war die Begegnung selbstverständlich wichtiger als für die Nürnberger, also gingen die Sechziger so engagiert zu Werke, dass sie das Spiel 3:2 (1:2) gewannen.

Nürnberg hatte angestoßen, diese Ehre gebührte dem Gast, und die Nürnberger begingen auch das erste Foul. Die Ehre, von den Beinen geholt zu werden, hatte Matthias Lehmann, der junge Mann bei den Löwen, der ihnen als Spieler der Zukunft gilt.

Es waren eine Minute und 46 Sekunden vergangen, als die Fans in klarer, knapper Diktion skandierten: "Hier regiert der TSV." Eine freundschaftliche Annäherung ans Stadion, das die Spielstätte des Klubs sein wird und vielleicht seine Heimat sein kann.

Wer würde das erste Tor erzielen? Genau genommen hat das erste Tor Peter Pacult erzielt, am 19. Mai beim ersten Testlauf in der Arena. Aber nun ging es darum, wer das erste "offizielle" Tor erzielen würde, so offiziell, wie es eben geht in einem Freundschaftsspiel.

Viele erste Tore

Es werden noch viele erste Tore folgen, in Pflichtspielen, Pokalspielen und auch Spielen der Champions League, obschon der TSV 1860 sich daran frühestens in zwei Jahren beteiligen kann - bis dahin, so steht zu erwarten, werden die Kollegen des FC Bayern das mit dem ersten Tor auf europäischer Ebene erledigt haben.

Also das erste offizielle Tor: Nach 6:40 Minuten eröffnete sich Patrick Milchraum eine Chance, die er vergab. Nach 8:08 Minuten erspielte sich Milchraum eine weitere Chance, er lief und setzte den schönen alten Trick an - Ball rechts am Gegner vorbeilegen, selbst links vorbeilaufen - dann lief er in den in den Sechzehnmeterraum der Nürnberger, er schaute, er schoss, und dann flog der Ball zum 1:0 ins Netz, die digitale Uhr zeigte 8:13 gespielte Minuten an. Patrick Milchraum also, ein Schuss ins kleine Geschichtsbuch des neuen Stadions.

Für alles gab es an diesem Abend ein erstes Mal. Im Protokoll der ersten Male ist unter anderem zu verzeichnen: Erste Unsicherheit von Tormann Timo Ochs nach 9:50 Minuten.

Kennt man gar nicht von ihm. Erste gelbe Karte im Stadion, Lukasz Sukala erhielt sie für ein Allerweltsfoul, 10:01 gespielt. So ging es immer weiter, in der zweiten Halbzeit war auch der erste Schmähgesang zu hören.

Die Nürnberger stimmten ihn an, sie sangen: "1860 - Zweite Liga" und brachten damit in Erinnerung, dass die Sechziger in dieser riesigen Arena zunächst einmal in der Zweiten Liga spielen werden. Unvorstellbar, aber man muss sich ja nicht jede Tatsache vorstellen können.

Zwischendurch zeigten die Nürnberger, dass sie nicht zum Zuschauen gekommen waren. Lars Müller erzielte das 1:1 (21.). Eine gute Viertelstunde später schoss Marcel Ketelaer auf das Münchner Tor, warum auch nicht, man weiß ja nie, und siehe: Slobodan Komljenovic fälschte den Ball ab ins eigene Netz; neuer Spielstand: 1:2 (37.).

Der hatte eine ganze Weile Bestand, doch selbstverständlich hatten die Sechziger keinerlei Interesse daran, ihr Eröffnungsspiel zu verlieren. Sie legten also, wie man im Fußball so sagt, einen Gang zu. 67. Minute, Milchraum tanzte an der rechten Außenlinie mit dem Ball, schließlich flankte er, Lance Davids erzielte per Kopf das 2:2.

Zehn Minuten später machte Komljenovic seinen Fehler beim 1:2 wieder gut. Er erreichte eine Flanke von Daniel Baier und drückte den Ball aus fünf Metern Entfernung zum 3:2 ins Netz (77.).

Die Stimmung in der Arena war nun prächtig, obwohl der Regen vom Himmel strömte, es wurde viel gesungen und ebenso viel ausgewechselt - jeder durfte mitspielen. Die Nürnberger hielten sich vornehm zurück, so dass die Münchner einstweilen in der Arena ungeschlagen sind.

© SZ vom 31.5.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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