Stadiondebatte:"Es droht ein Provinz-Fiasko"

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Freimanner Stadion-Freunde wechseln ins Gegner-Lager.

Alfred Dürr und Thomas Kronewiter

(SZ vom 14.8.2001) - Das geplante Stadion in Fröttmaning entwickelt sich zum "Provinz-Fiasko". Dieses Schreckensszenario malt jemand an die Wand, der über Monate zu den entschiedensten Befürwortern einer Arena am Fuße des Müllbergs zählte:

Standort Fröttmaning (Foto: Foto: Brenninger)

Werner Lederer-Piloty (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing/Freimann, wechselt mit dem Stadtteilgremium ins Lager der Stadion-Gegner.

"Mit Engagement" ins andere Lager

Man werde nun "mit Engagement" das Anti-Stadion-Bürgerbegehren unterstützen. Anlass dieses überraschend angekündigten Meinungsumschwungs: Der Verzicht der Fußballvereine auf einen Architektenwettbewerb.

Ein so genannter Generalübernehmer soll für Planung und Bau des Stadions zuständig sein.

Aber nur im Hinblick auf einen "architektonischen Geniestreich" habe das Bürgergremium dem Stadion zugestimmt.

Preisgünstige Maschine

Nun aber drohe "eine schnell zu errichtende, gut funktionierende und preisgünstige Maschine".

Vor allem der Preis und schnelle Bebaubarkeit dürften über den Zuschlag entscheiden, empört sich der Architekt Lederer-Piloty.

Die Zeitschiene mit einem Baubeginn im Februar 2002 hält er für absurd, die geforderte landschaftliche Einbindung so für unmöglich. Den Hinweis auf den Einfluss der Stadtgestaltungskommission empfindet der Bezirksausschuss dabei nur als Hohn:

Niemand werde ernstlich daran glauben, dass dieses "Eine-Hand-wäscht-die-andere-Gremium" unter Vorsitz von OB Ude "einen Entwurf kippen wird, der von den Vereinen als der wünschenswerteste erkoren wurde".

Gestern haben sich Vertreter der Stadt sowie des FC Bayern und des TSV 1860 erneut zu einem Sitzengespräch getroffen. Dabei gab es keine Differenzen über das weitere Vorgehen: In einem konkurrierenden Verfahren soll der Generalübernehmer gefunden werden. Dabei - man rechnet mit bis zu drei Dutzend Bewerbern - würden auch die besten Architekten, die bereits Erfahrungen mit Stadion-Bauten hätten, zum Zug kommen.

Vorauswahl Ende August

Ende August will die Jury, die sich aus Vertretern der Stadt und der Vereine zusammensetzt, eine Vorauswahl treffen. Bis zum November soll entschieden sein, welcher Generalübernehmer für den Stadionbau zuständig sein wird. Man werde sehr hohe Anforderungen an die architektonische Qualität des Stadions stellen, so OB Christian Ude:

"Die Stadtgestaltung am Eingang zum Münchner Norden spielt eine große Rolle." Man werde eine ansprechendere äußere Form als die der neuen Schalke-Arena in Gelsenkirchen finden. Der zuständige Bezirksausschuss sei vor dem örtlichen Druck eingeknickt.

Die Vereine und die von ihnen beauftragte Agentur haben bei dem internen Treffen ihr Werbekonzept für das Stadion vorgestellt. Es steht unter dem Motto "Ja zum Stadion, ja zu München".

Stadtrat unterstützt Neubau

Die Kampagne beginnt Ende August. Es werde keine Verengung auf die Fußball-Welt geben, hieß es. Man will auch aufzeigen, welche wirtschaftliche Bedeutung das Stadion für die Stadt habe.

Eine klare Mehrheit des Stadtrats unterstützt den Neubau - auch das will man herausstellen. OB Ude wird persönlich auf Postern werben. Die politischen Parteien wurden aufgefordert, ihre Plakatständer für die Kampagne zur Verfügung zu stellen.

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