(SZ vom 09.02.2002)- Das Endspiel um den besten Entwurf für das Stadion in Fröttmaning haben die Schweizer Architekten Herzog und de Meuron klar gewonnen. Ihr "Schwimmreifen" trägt künftig ganz offiziell den Namen "Allianz Arena", da der Versicherungskonzern eine langfristige Marketing-Partnerschaft mit den Fußballvereinen FC Bayern und TSV 1860 eingegangen ist.
Die Vertreter des Fußballs, der Fachgutachter und der Politik sind sich vollkommen einig: Der futuristisch anmutende Entwurf der Basler Architekten mit der in verschiedenen Farben leuchtenden Außenhaut und den optimal zum Spielfeld gelegenen Zuschauerrängen soll im Münchner Norden verwirklicht werden. Bei einer groß inszenierten Pressekonferenz im Sheraton Hotel, die Günther Jauch moderierte, schwärmte Bayern-Präsident Franz Beckenbauer vom "ungewöhnlichsten Stadion der Welt".
Sein Kollege Karl-Heinz Wildmoser von den Löwen sprach von "genau der richtigen Lösung". Für OB Christian Ude ist sicher, dass München im Jahr 2005 ein Stadion erhält, das "alles Bekannte übertrifft und weit über die Grenzen unserer Stadt für Aufmerksamkeit und Anerkennung sorgen wird".
Auf Nachfragen nannte Beckenbauer die Kosten für das Stadion: Rund 280 Millionen Euro teuer wird das Projekt samt Parkhäusern sein. Die Vereine mussten damit ihre ursprünglichen Kalkulationen nach oben korrigieren, den Architekten blieb nichts anderes übrig, als mit ihren Preisvorstellungen nach unten zu gehen. Beide Vereine mussten einen finanzkräftigen Sponsor einbinden, um das Projekt überhaupt realisieren zu können.
Kein farbliches Übergewicht
Michael Albert vom Allianz-Versicherungskonzern: "Wir freuen uns sehr, dass diese einzigartige Sportstätte unseren Namen tragen wird." Die Allianz habe seit über 50 Jahren ihren Firmensitz in München und wolle nun "erstklassigen Sport in einem hochmodernen Stadion" ermöglichen. Die Vergabe des Namensrechts an die Allianz soll zentraler Bestandteil einer langfristigen Marketing-Partnerschaft sein. Der Vertrag läuft zunächst bis Mitte 2021. Über die Höhe der Zuwendungen an die Vereine sei Stillschweigen vereinbart, so Albert: "Unser Werbeetat wird nicht erhöht, sondern lediglich umgeschichtet."
Das rautenförmige Stadion, das rund 50 Meter hoch und 200 Meter lang wird, kann 66.000 Zuschauer fassen. Das Besondere ist die Außenhülle, die aus aufblasbaren Kunststoffkissen besteht. Diese können in den jeweiligen Vereinsfarben leuchten - rot für die Bayern und blau für die Löwen. Allerdings ist die Allianz-Hausfarbe auch blau. Ein großes Problem sieht Franz Beckenbauer darin nicht. Es werde schon dafür gesorgt werden, dass es kein farbliches Übergewicht zur einen oder andere Seite gebe.
Das Hamburger Büro Gerkan, Marg und Partner hatte sich mit seinem Entwurfe an klassischen Stadionbauten orientiert. Am Ende blieb dieses Modell aber chancenlos. Baubeginn für das Stadion in Fröttmaning könnte noch Ende dieses Jahres sein. Die Baugenehmigungsverfahren laufen auf Hochtouren. Im Jahr 2006 soll im neuen Stadion das Eröffnungsspiel der WM stattfinden.