Stadion-Affäre:Wildmoser Junior soll 1,5 Millionen Euro zahlen

Lesezeit: 1 min

Finanzbehörden und Justiz haben ein Steuerstrafverfahren gegen Karl-Heinz Wildmoser Junior eingeleitet. Der ehemalige Stadionchef habe bei der Millionen-Zahlung des Baukonzerns Alpine zwar keine Umsatzsteuer hinterzogen. Da es sich aber um Schmiergeld handele, seien Schenkungs- und Einkommenssteuer fällig.

Von Klaus Ott

Erst soll Karl-Heinz Wildmoser Junior beim Bau des neuen Fußballstadions in München die Hand aufgehalten haben und sitzt deswegen seit März in Untersuchungshaft, nun will der Fiskus kassieren. Seit mehreren Monaten prüft das Finanzamt München I, ob der frühere Geschäftsführer der Stadion GmbH und des TSV 1860 München die mehr als zwei Millionen Euro korrekt versteuert hat, die ihm der österreichische Baukonzern Alpine zukommen ließ. Inzwischen liegt ein überraschendes Zwischenergebnis vor, das für neuen Streit zwischen den Strafverfolgern und den Verteidigern sorgt.

Karl-Heinz Wildmoser jun. (Foto: Foto: dpa)

Im Haftbefehl gegen den jungen Wildmoser, der am 9. März vollstreckt wurde, war noch vom Verdacht der Umsatzsteuer-Hinterziehung die Rede. Das galt vor allem die für Immobilienfirma WHI, ein Gemeinschaftsunternehmen von Wildmoser Junior und Senior, dem ehemaligen Präsidenten des TSV 1860 München. Bei der WHI landete der größte Teil der 2,8 Millionen Euro, die Alpine an den Junior und einen Mittelsmann zahlte. Aus der Sicht der Staatsanwaltschaft handelt es sich um Schmiergeld. Die Anwälte des Juniors, Wolf-Rüdiger Bub und Peter Gauweiler, betrachten den Vorgang als "straffreien Kauf von Beziehungen".

Das Finanzamt München I kam zu dem vorläufigen Ergebnis, Wildmoser Junior und die WHI hätten die Umsatzsteuer nicht verkürzt, der Tatverdacht habe sich nicht bestätigt. Allerdings sei davon auszugehen, dass der Junior dem Mittelsmann mit falschen Rechnungen ermöglicht habe, knapp 60 000 Euro vor dem Fiskus zu retten. Hier komme Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Betracht. Mittlerweile ist der Fiskus offenbar aber zu der Ansicht gelangt, Wildmoser Junior hätte das Geld von Alpine privat und nicht bei der WHI versteuern müssen. Jedenfalls sei für die Finanzbehörden ein Schaden von 1,4 oder gar 1,5 Millionen Euro entstanden. Die Schmiergeld-Vorwürfe gegen den Junior wurden bei der Justiz um ein Steuerstrafverfahren erweitert. Die Behörden gehen offenbar auch davon aus, dass der Beschuldigte nicht nur Einkommens-, sondern auch Schenkungssteuer zahlen müsse. Und zwar dafür, dass er das Geld seiner damals notleidenden Firma WHI überlassen habe. Anwalt Gauweiler kritisiert, das sei "an den Haaren herbeigezogen". Der Vorwurf werde nur deshalb erhoben, "weil das Finanzamt weil den ursprünglich Verdacht der Umsatzsteuer-Hinterziehung nicht erhärten konnte". Das gelte auch für den " jetzt plötzlich vorgetragenen Vorwurf, mein Mandant habe angeblich die Einkommensteuer verkürzt".

© SZ vom 17. - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: