Sicherheitsrisiko Wiesn:Oktoberfest soll umgebaut werden

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"Zu viele Leute, zu viele Betriebe, zu wenig Platz", mit dieser Kurzformel hat der KVR-Chef die Sicherheitsmängel auf dem Oktoberfest erklärt. Seine Vorschläge für Abhilfe stoßen bei den Festwirten nicht gerade auf Gegenliebe.

Von Jan Bielicki

Die Stadtspitze sieht die Sicherheit der Wiesn-Besucher durch den Massenandrang ernsthaft gefährdet und überlegt darum, das Oktoberfest völlig umzubauen. Weil Feuerwehr, Notärzte und Polizei sich kaum noch durch die Menschenmassen schieben können, hegt die Stadt Pläne, Großbierzelte weg von der Wirtsbudenstraße an den Rand der Theresienwiese zu verlegen.

Für mehr Sicherheit sollen die Festzelte an den Rand des Geländes verlegt werden. (Foto: Grafik: SZ)

Vor allem an den Freitag- und Samstagabenden sehen sich Polizei und Stadt vor einer dramatischen Sicherheitslage. "Ich zittere den Wiesn-Wochenenden entgegen", gestand Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Das Gedränge vor den Zelten "treibt einem den Angstschweiß auf die Stirn", warnte er, "wir haben bisher unendlich Glück gehabt, dass nichts Schlimmes passiert ist."

"Zu viele Leute, zu viele Betriebe auf zu wenig Platz", beschreibt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle das alljährliche Problem seiner Feuerwehr. Am Freitagabend trugen Blume-Beyerle und Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer Vertretern von Wiesnwirten und Schaustellern in einer großen Runde vor, weshalb sie die Sicherheit von Wiesnbesuchern an Wochenenden für kaum noch gewährleistet halten.

Kein Durchkommen für Notärzte

An Spitzenabenden, wenn mehr als 300.000 Leute sich auf die Theresienwiese drängen, "kommen Notärzte praktisch nicht mehr durch", warnt der Referent. Rettungswagen und Löschzüge der Feuerwehr könnten "nur unter hohen Zeitverlusten" an Unfallorte gelangen. Sogar für Fußstreifen der Polizei "gibt es fast kein Durchkommen mehr". Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen den Zelten, Fahrgeschäften und Standln kaum noch Platz ist. Blume-Beyerles Fazit: "Wir nähern uns dem Punkt, an dem es nicht verantwortbar wäre, die Wiesn wie bisher abzuhalten."

Blume-Beyerle hat bereits erste Vorstellungen, wie das Oktoberfest sicherer zu machen wäre: mit tiefen Eingriffen in das gewohnte Bild der Wiesn. Unter anderem schlägt er vor, die Großbierzelte nicht mehr wie bisher zu beiden Seiten der Wirtsbudenstraße zu reihen. Statt dessen sollen die bis zu 10.000 Trinker fassenden Zelte das Festgelände ringförmig umschließen. Dafür müssten mindestens drei der an der Ostseite der Wirtsbudenstraße gelegenen Hallen an den Bavariaring verlegt werden. Nur so könnten Notärzte und Feuerwehr im Notfall von außen in die Zelte gelangen, ohne sich erst einen Weg durch das Gedränge bahnen zu müssen.

Zelte und Stände über das Gelände verteilt

Auch sollten sich mittlere und kleinere Zelte sowie Wurst- und Imbissstände über das ganze Gelände verteilen, damit sich hungrige und durstige Besucher nicht allein vor den Großzelten zusammendrängen. Überhaupt kann sich Blume-Beyerle vorstellen, die Zahl der Betriebe zu verringern.

Die seit Jahrzehnten bestehende Aufteilung des Geländes in Wirtsbudenstraße und Schaustellerstraße gäbe es freilich nicht mehr - weshalb Blume-Beyerles Vorschläge nicht nur auf Zustimmung stoßen. "Sicherheit geht natürlich vor", sagt etwa Wirtesprecher Anton Roiderer, "aber ich hoffe, dass wir das durch weniger einschneidende Maßnahmen erreichen können." Bierzelte weg von der Wirtsbudenstraße zu verlegen, glaubt Roiderer, "ist doch so, als ob man die Champs Elysées an einer Seite abreißt". Auch Ludwig Hagn, Wirt der möglicherweise zu verlegenden Löwenbräu-Festhalle, hält nichts von solchen Vorschlägen: "Prekär ist die Lage doch ohnehin nur an Samstagen."

Umbau frühestens 2006

Der OB will vorerst nur prüfen lassen, wie die Stadt die Sicherheit erhöhen könnte. Ohnehin müssten für neue Standorte der Großbierzelte erst neue Leitungen, Anschlüsse und Fundamente in der Theresienwiese liegen: "Das erfordert große Investitionen." Frühestens 2006, eher aber erst 2007 könnte die Wiesn dann anders aussehen. Aber, so Ude, "was wir machen, ist noch völlig offen". Zunächst will Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek (SPD) ein Wiesn-Modell bauen lassen: "Auf dem können wir die Zelte hin und her schieben."

© SZ vom 01.02.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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