Sicherheitskonferenz 2005:München leuchtet - im Grün der Uniformen

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Die Polizei wappnet sich für die Sicherheitskonferenz. Bis zu 4800 Beamte sollen das Politikertreffen vor etwa 5000 Demonstranten schützen.

Von Christian Rost

Das Wochenende 11. bis 13. Februar trägt die Farbe Grün. Zum vierten Mal in Folge befürchtet die Polizei am Rande der Sicherheitskonferenz Ausschreitungen und zieht ein massives Aufgebot zusammen.

"Deeskalation durch Stärke": Schon in den letzten Jahren begleitete die Polizei die Friedensdemos mit einem Großaufgebot. (Foto: Foto: dpa)

4000 bis 4800 Beamte aus ganz Deutschland werden nach den Angaben von Polizeioberrat Peter Kuhn zum Schutz der Tagung eingesetzt, an der neben Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder und UN-Generalsekretär Kofi Annan zahlreiche Verteidigungsminister erwartet werden.

Gleichzeitig muss eine Parallel-Veranstaltung des Bundesverbandes der deutschen Industrie und des Bundesverbandes deutscher Banken bewacht werden. Diese "Finanzierungskonferenz Nordafrika Mittelost" findet im Dorint-Hotel in der ehemaligen Bayer-Post statt.

"Medienwirksame Kriegspropagandaveranstaltung"

Die geballte Präsenz von Politik, Militär und Wirtschaft ruft ein Aktionsbündnis, bestehend aus 40 überwiegend linksorientierten Gruppen, auf den Plan. Claus Schreer, einer der Initiatoren der Großdemonstration am Tagungs-Samstag, lehnt die Sicherheitskonferenz als "medienwirksame Kriegspropagandaveranstaltung" ab.

Dieser Meinung sind offenbar auch zahlreiche Konferenz-Gegner, die derzeit im Internet zur Teilnahme an Protesten in München aufrufen, obwohl erstmals auch die UN als Friedensorganisation eingebunden sind.

Welches Ausmaß die Demonstrationen haben werden, ist aber noch "völlig offen", wie auch die Polizei einräumt. Allerdings müsse man mit gewaltbereiten Protestlern grundsätzlich rechnen. Laut Polizeipräsidium gebe es wieder Informationen der deutschen Verfassungsschutzämter über anreisende "Störer".

Dass es in den vergangenen Jahren zu keinen nennenswerten Konflikten bei den Protesten kam, obwohl auch da der Verfassungsschutz gewarnt hatte, erklärt die Polizei so: Nur dem gewaltigen Aufgebot an Sicherheitskräften sei der friedliche Ablauf zu verdanken gewesen.

Protest gegen verhängten Maulkorb

Noch im Februar 2001 hatte kaum jemand Notiz von der Sicherheitskonferenz genommen, die der ehemalige CDU-Kanzlerberater Horst Teltschik leitet. Unter der Hand voll Demonstranten vor dem Bayerischen Hof befand sich zum Beispiel Stadtrat Bernhard Fricke von David gegen Goliath, der im Strahlenschutzanzug gegen die Uranmunition der Nato protestierte. 100 Polizisten bewachten ihn und seine Mitstreiter.

Im Jahr darauf befürchteten die Sicherheitskräfte plötzlich auch in München ein Horrorszenario - nachdem es bei Protesten gegen den G8-Gipfel in Genua zu blutigen Zusammenstößen gekommen war. Die Münchner Polizei zog sofort ein Heer von Beamten zusammen, die Stadt sprach ein Demonstrationsverbot aus.

Und tausende Münchner gingen trotzdem auf die Straße. Der Zorn richtete sich dabei weniger gegen die Sicherheitskonferenz selbst als gegen den vom Kreisverwaltungsreferat verhängten "Maulkorb". Die Polizei nahm mehrere hundert Menschen fest, die teils über Nacht in Gewahrsam blieben. Vom darauf folgenden Jahr an verhängte die Stadt kein Verbot mehr. Am massiven Polizeiaufgebot änderte sich aber nichts.

Deeskalation durch Stärke

Die Polizei, daran lässt Einsatz-Planer Kuhn keinen Zweifel, tritt auch heuer wieder konsequent auf. "Deeskalation durch Stärke" lautet das Motto. Kuhn sagt, man werde keine Störung der Sicherheitskonferenz sowie der Tagung in der ehemaligen Bayer-Post zulassen.

Um den Bayerischen Hof werde ein Sicherheitsgürtel mit strengen Zugangskontrollen gezogen, Aktionen gegen die Konferenz würden unterbunden, mit Festnahmen müsse man genauso rechnen wie mit Verkehrsbehinderungen. "Wir sehen die Konferenz völlig neutral", sagt Kuhn, "unsere Aufgabe ist es aber, zu gewährleisten, dass das Demonstrationsgeschehen deren Ablauf nicht beeinflusst."

Grün wird voraussichtlich auch künftig bei der Konferenz die beherrschende Farbe sein. Falls die Veranstaltung weiter in der Stadt abgehalten werde, werde auch die bewährte Linie der Polizei beibehalten, sagt Präsidiumssprecher Peter Reichl. Und Konferenz-Leiter Horst Teltschik lehnt einen anderen Standort für die Konferenz kategorisch ab.

(SZ vom 13.01.05)

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