Showboxen mit Virgil Hill:Die Revanche

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Still und ernst der Eine, gut gelaunt und inszenierungswütig der Andere: Henry Maske und Virgil Hill präsentieren sich mit Showtrainings.

Christina Maria Berr

Ein Mädchen schlägt Virgil Hill die Faust in den Unterkiefer, der Boxer verzieht sein Gesicht. So zumindest sieht es auf dem Foto aus, das eine Freundin von den beiden macht.

(Foto: Foto: Christina Maria Berr)

,,In München sind alle so fit'', hatte der Cruisergewichts-Weltmeister gerade gesagt. Der US-Amerikaner ist sichtlich gut gelaunt beim öffentlichen Boxtraining am Montag Mittag, scherzt mit den Fans, gibt Interviews und Autogramme - und betrachtet sein Spiegelbild beim Seilhüpfen minutenlang im Schaufenster eines gegenüberliegenden Geschäfts.

Im ersten Stock der Riem-Arkaden bei der Neuen Messe wurde extra ein Boxring aufgebaut. Dort schlägt Hill zu Danceflormusik auf seinen kugelrunden Trainingspartner ein. Seine dicken, roten Handschuhfäuste schnellen nach vorne, Virgil Hill trifft auf den Bauch.

Big Will fällt um, der zentnerschwere Mann zappelt wie ein Käfer auf dem Rücken. Um seinen Bauch trägt er einen dicken Schutzgürtel. Hill lacht, läuft mit einer Drohgebärde auf die Fotografen zu. Es ist alles Show.

Erst vorigen Mittwoch hatte Henry Maske im Bayerischen Hof ein Showtraining veranstaltet, das nicht unterschiedlicher hätte sein können. Als der Gentleman boxte war es still, beinahe beklemmend still im Raum. Maske, der gleich einmal auf einer Bande ausrutschte, wirkte abwesend, eher wortkarg, als er anschließend die Fragen der Journalisten beantwortete.

Erst als ihn ein Journalist auf sein blaues Auge ansprach, das ihm sein Sparringsgegner Glen Johnson verpasst hatte, gelang es ihm, einen Witz zu machen: ,,Das war eine Autotür''.

,,Ich bin fit'', hatte Maske zuvor gesagt, gerade so, als ob er es selbst nicht wirklich glaubte. Dann machte er, angesprochen auf seine Familie, eine lange Pause. ,,Die müssen sich Sorgen um ihren Papa machen. Denken Sie, meine Frau sitzt ganz entspannt am Ring und trinkt Kaffee?'', sagte Maske schließlich. Dann wollte er eigentlich schnell weg, erst sein Manager holte ihn noch einmal kurz für ein paar Interviews zurück in den Saal.

Geduldiger war sein Trainer. Manfred Wolke fachsimpelte noch ein bisschen und gab schließlich zu: Unter dem anderen Auge von Maske schimmerte ein weiterer blauer Fleck - aus einem anderen Training.

Auch Virgil Hill hat eine geschwollene Stelle unter seinem linken Auge und immerhin, er gab zu, nervös zu sein. ,,Aberdas ist auch wichtig'', meinte Hill. Hauptsache es passt ins Showkonzept des 43-Jährigen. Denn so eine Show wie in München wird auch Hill nicht mehr allzu oft haben.

Am kommenden Samstag wird es in der Olympiahalle so weit sein. Der Kampf ist bereits fast ausverkauft. Das Boxen zwischen Henry Maske und Virgil Hill selbst könnte nur ein paar Minuten dauern. Doch immerhin hat die Revanche dann vorher wochenlang für Medienrummel gesorgt - und jeder öffentliche Auftritt war noch einmal eine gute Show.

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