Sendlinger Moschee:Offen und transparent

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Der Fassaden-Entwurf der Sendlinger Moschee steht fest: Gewinner der Ausschreibung ist das Architektenbüro Walter Höfler.

Andreas Flessa

Mit 10:2 Stimmen war die Entscheidung eindeutig. Die Jury sprach sich im Gutachterverfahren für den von dem Architekten Walter Höfler eingereichten Fassadenentwurf einer Moschee-Neubau am Gotzinger Platz in Sendling aus.

Der Moschee-Entwurf des Architekturbüros Walter Höfler (Foto: Foto: Architekturbüro Höfler)

"Der Preisträger hat sich am intensivsten mit dem Vorhaben auseinander gesetzt und sowohl den Platz und die Quartierssituation mit einbezogen", erklärte gestern OB Christian Ude bei einer Pressekonferenz im Türkisch-Islamischen Kulturzentrum Ditim an der Schanzenbachstraße.

"Höflers Entwurf antwortet auf die Kirche St. Korbinian, der er sich voll zuwendet", lobte Ude. Neben der Transparenz des Gebäudes erwähnte er insbesondere die beiden 41 Meter hohen Minarette, die in einer direkten Beziehung zu den beiden noch höheren Kirchtürmen stünden. Heftige Kritik an dem Siegerentwurf äußerte dagegen Stadtrat Andreas Lorenz (CSU), der auch im Gutachtergremium vertreten war.

Baubeginn frühestens 2008

"Kirchen, Moscheen und Synagogen stehen für Frieden und Freundschaft", erklärte Mustafa Temel, Religionsattaché der türkischen Botschaft. "Ich wünsche mir, dass diese Moschee gebaut wird." Mehmet Curuk, Vorsitzender der Ditim, die den mit fünf Architekten besetzten Wettbewerb ausgelobt hatte, sagte, dass der Siegerentwurf "unseren Ansprüchen an einen offene und transparente Bauweise genügt."

Gebaut werden wird frühestens 2008. Zuvor muss erst noch, gemäß eines Stadtratsbeschlusses, ein Parkhaus an der Kochelsee-/Ecke Thalkirchner Straße, errichtet werden.

"Höflers Bau ist sehr einladend und offen", kommentierte Doris Thut, Juryvorsitzende und Architekturprofessorin. "Das war das politische Ziel des Bezirksausschusses, des Stadtrates und auch des Bauherren." Die Moschee soll als Ort des Gebets und als türkisch-islamisches Kulturzentrum genutzt werden.

Fünf Säulen mit symbolischer Funktion

In Höflers Entwurf wird die Kuppel der Moschee von fünf Säulen getragen, die neben der konstruktiven und raumbildenden auch eine symbolische Funktion haben. Sie stehen für die fünf Säulen des Islam - die Pilgerfahrt, die soziale Übereinkunft, das Gebet, das Bekenntnis und das Fasten - die für jeden Muslim bindend sind.

Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die CSU-Stadträte Lorenz und Manuel Pretzl an dem Verfahren und dem Entwurf kein gutes Haar ließen. Von Farce und Hohn ist bei den erklärten Gegnern eines islamischen Gebetshauses die Rede - was auch daran liegen könnte, dass die Moschee aussieht wie eine Moschee.

Mit einer deutlichen Mehrheit sprachen sich die zwölf Jurymitglieder am Ende des Wettbewerbs zur Fassadengestaltung der geplanten Moschee am Gotzinger Platz in Sendling für den Entwurf des Architekten Walter Höfler aus. Das öffentliche Kulturzentrum im Erdgeschoss soll als von außen einsehbarer gläsener Sockel gestaltet werden. Die zwei 41 Meter hohen Minarette sind niedriger als die beiden Kirchtürme von St. Korbinian.

© SZ vom 24.3.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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