Sendlinger Moschee:Eine hauchdünne Mehrheit für die Moschee

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Die Sendlinger Bürgerversammlung entschied sich mit knapper Mehrheit für den Bau der Moschee - OB Ude ist zufrieden.

Andreas Flessa

Die Moschee in Sendling löst nach wie vor hitzige Diskussionen aus. Immerhin sechs der insgesamt 20 bei der Bürgerversammlung in der Dreifachturnhalle an der Gaißacher Straße eingebrachten Wortmeldungen, Anfragen und Anträge beschäftigten sich mit dem geplanten Neubau des Türkisch-Islamischen Zentrums am Gotzinger Platz durch den Verein Ditim.

Eine Entwurfszeichnung der geplanten Sendlinger Moschee - bei Nacht. (Foto: Foto: Architekturbüro Höfler)

Sichtlich erfreut nahm Oberbürgermeister Christian Ude, der die Versammlung leitete, zur Kenntnis, dass sich in diesem Jahr eine hauchdünne Mehrheit von 90 zu 87 Stimmen gegen den Antrag, den Moscheebau zu untersagen, aussprach.

Im vergangenen Jahr war das Votum ebenfalls knapp, aber anders herum ausgefallen. Ude hatte darauf hingewiesen, dass der gestellte Antrag zwar juristisch nicht zulässig sei - bereits 2005 hat der Münchner Stadtrat dem Bau zugestimmt. Um ein Meinungsbild zu erhalten, ließ er eine Abstimmung jedoch zu.

Deutlich Stellung bezog Ude gegen die Behauptung eines Teilnehmers, die Türkei sei ein Unrechtsstaat, in dem immer noch christliche Minderheiten verfolgt würden. "Die Türkei muss sicherlich noch ein toleranteres Land werden", erklärte Ude.

Religiöse Toleranz praktizieren

Er mahnte an, dass die Minderheitenrechte in der Türkei Verfassungswirklichkeit werden müssten. Eines sei klar: "Religionsgleichheit und religiöse Toleranz ist etwas ganz Wichtiges. Wenn wir das anderen Völkern empfehlen und dazu auffordern, dann müssen wir es selbst praktizieren."

Allzu häufig werde die Kritik an dem Bau der Moschee in Sendling für Stimmungsmache gegen eine religiöse Minderheit missbraucht. Für diese klaren Worte erhielt Ude großen Applaus.

Dankbar war der OB für den von Helga Schandl von der Initiative "Bürger für Sendling" eingebrachten Antrag, die Stadt solle über den erzielten Verkaufspreis für das Areal und die Finanzierungspläne der Moschee Rechenschaft ablegen. Laut Ude verlangt die Stadt den gutachterlich ermittelten Verkehrswert für das Grundstück.

In weiteren Anträgen forderten die Sendlinger, dass auf der Fläche des Oktoberfestbauhofs an der Meindlstraße nach dessen Umzug keine privaten Wohnungen, sondern Einrichtungen zur Seniorenpflege gebaut werden sollen. Ebenfalls Zustimmung fanden die Forderungen, einen Haltepunkt der S 20 (Pasing - Deisenhofen) am Harras einzurichten, die Münchner Trinkwasserversorgung nicht zu privatisieren und endlich mit dem schon lange geplanten Umbau des Harras zu beginnen.

Befürwortet wurde auch der Wunsch, die Küchen der geplanten Mensen von Dante- und Klenze-Gymnasium so einzurichten, dass man frisch Gekochtes anbieten könne.

Als "wunderschönen Antrag" bezeichnete Ude das Ansinnen, Günter Pelkowski (SPD), der Vorsitzende des Bezirksausschusses Sendling, und seine BA-Kollegen sollten bei einer Ortsbegehung sämtliche "verschmutzten und vergammelten Straßen" im Viertel auflisten. Der Antrag wurde gegen die Stimme Pelkowskis angenommen.

© SZ vom 17.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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