Sehenswürdiger Alltag (3):Arbeitsplatz: Marienplatz

München hat Plätze und Denkmäler, die Scharen von Touristen anziehen. Doch gehen die Bewohner der Stadt inzwischen achtlos daran vorbei? Wir haben uns auf die Lauer gelegt.

Von Lisa Sonnabend

Touristen strömen auf den Marienplatz, werfen vor dem Rathaus die Köpfe in den Nacken und lauschen dem Glockenspiel. Doch Dani Richart ist jeden Tag mehrmals hier.

Dani Richart verbringt manchmal Stunden auf dem Marienplatz - doch langweilig wird ihm nie. (Foto: Foto: son)

Der 20-Jährige ist Rikscha-Fahrer. Seit fünf Jahren gibt es in München den Rikscha-Taxi-Service, der Touristen und Einheimische von Ort zu Ort bringt. Die Sammelstelle für die Fahrer befindet sich direkt auf dem Marienplatz - und so kehren sie nach jeder Fahrt hierher zurück.

"Wenn ich eine weite Tour hinter mir habe, freue ich mich, auf dem Marienplatz ein wenig entspannen und sonnen zu können", sagt Richart. Ihm gefalle die Atmosphäre hier - die neugierigen Touristen und geschäftigen Einkäufer.

Es gibt hier immer lustige und spannende Szenen zu beobachten: Manch einer wartet Ewigkeiten am Fischbrunnen auf seine Verabredung, Frauen stolpern über ihre Einkaufstüten und Taxifahrer kommen sich mit Fußgängern in die Quere.

"Mir wird das Warten nie langweilig," sagt Richart. "Einmal wollte jemand bis zum Flughafen kutschiert werden. Da habe ich mir schnell eine Ausrede ausgedacht, damit ich nicht so lange von hier wegbleiben muss. Außerdem wäre ich dann wahrscheinlich unterwegs tot umgefallen."

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