Das Fallenlassen, das zeigt sich sofort beim anfänglichen Schieben, geht viel, viel besser in den schwarzen Hackenschuhen.
"Schiebst Du gut", sage ich zu meinem Mann". "Du fällst aber auch super", sagt er. Na also. Tatsächlich spüre ich auf einmal, wann der Schritt erfolgen wird. Und das vom Brustbein aus. Mein Mann "verdrängt mich", so wie sich das gehört. Beim Tango.
Fertig geschoben. Jetzt geht's ans corazon - also tanzen in der richtigen "Tanzhaltung". Marina Jablonski findet das deutsche Wort so schrecklich, dass sie nur das spanische verwendet - den abrazo, die Umarmung.
"Der Mann stürzt sich nicht wie ein wilder Stier auf die Frau und reißt sie an sich", tönt aus dem Hintergrund. Das ist ja beruhigend. "Er bietet sich an. Und die Frau kommt. Sie sagt, wie eng getanzt wird." Noch beruhigender. Auf den Herzschlag der Musik sollen wir achten. "Fallenlassen, die Frau muss sich fallenlassen. Führen lassen."
Der Herzschlag der Musik erschließt sich mir nicht, aber egal, der Mann muss ja sagen, wann es los geht. Er tritt, ohne dass ich erfühlen konnte, dass er gleich lostreten wird. Mein weibliches Gespür versagt. Statt unserer Seelen treffen sich unsere Füße. Sein Brustbein hat geschwiegen. Dafür schreit mein Knöchel. So war die zweite Stunde.
"Aufgeben tut man nur Briefe", so die Weisheit eines Tiroler Skilehrers. Ob sich diese auch aufs Tango-Tanzen-Lernen übertragen lässt, steht im nächsten Teil, kommende Woche.