Schweden in München:"Köttbullar" für einen Euro

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Viele Schweden und Schweden-Fans leben in der Landeshauptstadt. Manche sind ein wenig im Zwiespalt. Wie Münchens Schweden das Achtelfinale gegen Deutschland feiern wollen.

Von Claudia Wessel

Die ersten vereinzelten blau-gelben Fan-Shirts wurden schon gesichtet, das Gros der erwarteten 40.000 schwedischen Fußballfans wird jedoch wohl erst heute eintreffen, um das Achtelfinal-Spiel Deutschland gegen Schweden zu feiern.

Die Schweden sind da - in friedlicher Mission. (Foto: Foto: SZ/Hess)

Natürlich gibt es auch Schweden und Schweden-Fans, die in der Landeshauptstadt leben. Manche sind ein wenig im Zwiespalt, etwa der schwedische Honorarkonsul Klaus Werner und seine Tochter Eva. "Ich bin sehr hin- und hergerissen", sagt Klaus Werner. "Im Hinblick auf die anschließende Feier wäre es natürlich schöner, wenn Deutschland gewinnt. Aber für die Schweden würde ich mich auch freuen."

Eva Werner ist schon durch ihre "halb-schwedische" Herkunft gespalten. "Zu 60 Prozent bin ich für Deutschland, zu 40 Prozent für Schweden", sagt sie. Als Vorteil sieht sie allerdings: "Ich hab hinterher auf jeden Fall Grund zum Feiern."

Lieber zuhause als bei Ikea kucken

Bei Ikea in Brunnthal arbeiten vier Schwedinnen. Eine davon ist Agneta Mühlbauer, 57. Da sie am Samstag Frühschicht hat, braucht sie nicht in der Mitarbeiterkantine des Möbelhauses das Spiel anzuschauen, was jedoch gestattet gewesen wäre. Sie schaut zu Hause mit ihrem Mann. Obwohl sie seit 30 Jahren in Deutschland und seit 30 Jahren mit einem Bayern verheiratet ist, gibt sie zu: "Mein Herz schlägt doch für Schweden!"

Außerhalb der WM allerdings schlägt es für den FC Bayern - und ein wenig auch für Unterhaching. Eine extra Werbeaktion gibt's bei Ikea natürlich auch: Gewinnt Deutschland, gibt's am Montag bei Ikea einen Stuhl für einen Euro. Gewinnt Schweden, gibt's das Nationalgericht "Köttbullar" für diesen Preis.

Friedlicher als die Engländer

Die Polizei ist froh, dass nicht die Engländer, sondern die Schweden in die Stadt kommen. "Für die Engländer hätten wir schon ein anderes Sicherheitskonzept machen müssen", sagt Sprecher Wolfgang Wenger. Die Briten wären mit rund 75.000 Mann angereist. "Nur ein Zehntel davon mit Ticket fürs Stadion", so Wenger. Die Stadt und der Fanpark wären voll geworden. Und diese Fans wären doch etwas unberechenbarer gewesen.

"Die Schweden lieben München", hat Wenger erfahren - kein Wunder, wo sie doch dieser Stadt ihre Königin verdanken. Die Erfahrungen mit den Schweden in den anderen Städten, wo sie bisher gespielt haben, etwa Dortmund und Köln, sind sehr gut. Die Bundespolizei wird übrigens von sechs schwedischen Polizeibeamten unterstützt, die am Hauptbahnhof und am Flughafen bei der Einreise der Fans eingesetzt werden.

© SZ vom 23.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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