Schuhbeck gegen Witzigmann:Bajazzo im Palazzo

Lesezeit: 2 min

Der Kampf der Köche um ihr Publikum: Enten-Spezialist Alfons Schuhbeck tritt gegen seinen Ex-Lehrer Eckart Witzigmann an. Die beiden bieten in ihren Zelten teure Menüs mit Musik.

Christina Maria Berr

Was wäre die Münchner Gesellschaft ohne Werner Mang?

Cora und Ralf Schumacher zu Gast im "Palazzo". (Foto: Foto: Robert Haas)

Der Schönheitschirurg vom Bodensee bereichert am Mittwochabend die Premiere von Alfons Schuhbecks "Palazzo" mit seiner Anwesenheit und schlägt auch gleich dem Starkoch einen ganz besonderen Deal vor: Danach macht Mang einen privaten Kochkurs bei Schuhbeck - und liftet dem Gastronom die Tränensäcke.

"Wir tauschen in Naturalien", sagt der Chirurg. Der Arm ist jovial um Schuhbecks Schulter gelegt. Schuhbeck nickt.

Der Gastgeber wuselt durch das "Palazzo"-Zelt, in dem er den 400 Gästen ein Menü vorsetzt, zu dem Artisten turnen und Musiker aufspielen. Schuhbeck, 58, begrüßt die Gäste ("Jetzt wird's hochkarätig") und treibt zwischendurch Ralf Schumacher telefonisch zur Eile an ("Der soll Gas geben").

Der Formel-1-Pilot hatte die Einladung vergessen - und fährt nun selbst von Salzburg zu seinem Freund Alfons. Überhaupt scheinen an diesem Abend nur Freunde des Starkochs da zu sein.

Das Volksmusikpaar Marianne und Michael kennt Schuhbeck schon aus Jugendzeiten. Auch Schauspielerin Michaela May hat ihn schon vor langer, langer Zeit am Chiemsee kennengelernt. Sie verrät auch gleich ihren Naturaliendeal: Schuhbeck liefert gerne mal das Weihnachtsessen und bekommt dafür von Michaela May eine Griesnockerlsuppe. Und Travestiesängerin Gloria Gray erklärt, wie man trotz künstlich geschnürter Wespentaille noch ein Vier-Gänge-Menü essen kann.

Da hat auch schon die Show begonnen. Unter der Zirkuskuppel wirbeln Akrobaten. Die Travestiesängerin Chris singt sich erotisch-lasziv durch den Abend - mal als Stewardess, mal als Walküre, dann wieder im Marlene-Dietrich-Pailetten-Look.

Während drinnen bereits der zweite Gang serviert wird, klingelt Schuhbecks Handy. Er verkündet den Fotografen: "Der Ralf ist schon hinter Rosenheim." Als der Rennfahrer dann tatsächlich mit seiner Frau Cora auftaucht, löst er einen Medienrummel aus. Ein Clown guckt böse an den Tisch des illustren Paares - sie sind von Fotografen umlagert.

Mit dem Start von Schuhbecks "Palazzo" hat nun endgültig die Variete-und-Gourmet-Saison in München begonnen. Seit einigen Jahren schon gehört die Kombination aus Kalorien und Entertainment zum winterlichen Gesellschaftsleben der Amüsiersuchenden, die für die "Dinner-Show" den Geldbeutel weit aufmachen. Das bringt einen Hauch von Paris nach Bayern.

Bereits vor ein paar Tagen hatte Eckart Witzigmann, 66, in seinem "Bajazzo" das neue Programm vorgestellt. Bernhard Paul, Chef des Zirkus Roncalli, hat dort das Konzept erarbeitet. Es geht ein bisschen schwungvoller zu. Statt einer jazzig-souligen Dinnermusik hört man vor allem Rock 'n' Roll. In diesem Zelt am Frankfurter Ring ist Elvis der King. Und im "Bajazzo" wird gezaubert.

Stundenlang geht Charly Martin von Tisch zu Tisch und fasziniert das Publikum mit scheinbar simplen Tricks. Er ist ein Meister seiner Branche. Am Ende zaubert das Publikum sogar gemeinsam mit dem niederländischen Moderator Philipp Simon, der mit schenkelklopferischen Witzen über Frauen, Holländer und Absurditäten beim Fliegen das Publikum zum Lachen bringt.

Während allabendlich Schuhbeck Bayerische Ente mit Blaukraut serviert, gibt es bei Witzigmann zartes Kalbsfilet in Brotmantel mit allerlei Gemüse. Wo es besser schmeckt? Ansichtssache. Tatsache ist, dass Schuhbeck bei Witzigmann gelernt hat. Also muss Schuhbeck es ja auch können.

Am Ende bleibt das Gefühl: Wer den Abend im "Palazzo" genießt, wird ihn auch im "Bajazzo" genießen - und umgekehrt. Die Konzepte für die fast vier Stunden langen Shows ähneln sich sehr. Hinter den Veranstaltern der beschwingten Kocherei liegt ein langer Rechtsstreit um die Namensfindung.

Die Köche selbst geben sich diplomatisch und sehen die Konkurrenz gelassen: "Ich verehre Witzigmann sehr", würdigt Schuhbeck. "Der ist ein Guter", kommentiert Witzigmann.

Bis ins Frühjahr hinein wollen die beiden ihre Zelte offen halten. Dann wird Schuhbeck vielleicht seine Tränensäcke schon verloren haben - und Schönheitspapst Mang eine Ente zubereiten können.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: