Seltsame Dinge passieren morgens um halb sieben in der Herzogspitalstraße. Ein Mann in einer altmodischen Uniform - rote Jacke, schwarze Kniebundhose, grüner Hut mit Federn - läuft an den dunklen Häusern vorbei. Er verschwindet in einer Hofeinfahrt, die Schnallenschuhe hinterlassen feine Spuren im festen Schnee.
Der Hof in der Herzogspitalstraße führt zum Hintereingang des Augustiner Stammhauses. Hier treffen sich seit 43 Tagen zig Männer jeden Tag in aller Frühe, um durch die Stadt zu fahren, auf dass der Brauch des Schäfflertanz lebendig bleibe.
Hier riecht es nach Kaffee und nassen Füßen: Ein Hinterzimmer im ersten Stock des Augustiner Stammhauses dient den Schäfflern als Treffpunkt und Materiallager für "Handschua", "Strümpf", "Hemd'n" und "West'n".
Die Kälte hat endlich nachgelassen, statt minus 20 sind es nur noch minus zwei Grad, da geht es auch ohne Zehenwärmer zum Einlegen, aber die Funktionsunterwäsche bleibt an.
Der Gruß zur Herberge: Weitgehend unbemerkt ziehen die prächtig kostümierten Tänzer Tag für Tag durch die noch leere Fußgängerzone.
Um viertel nach sieben fährt der Bus, um acht Uhr ist der erste Auftritt.