Das Geschoss war eines der wenigen, das noch bewohnt war. Die enorme Wucht riss auch die Außenwand des Eckhauses in der Donnersbergerstraße auf, sodass in der Fassade ein großes Loch entstand. Fensterscheiben barsten. Ziegelsteine fielen auf die Straße. Teile der Wand wölbten sich nach außen. Menschen wurden - durch viel Glück - nicht verletzt. Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks waren die Nacht über damit beschäftigt, die Hausmauer zu stützen.
¸¸Heute ist mein zweiter Geburtstag", sagt Ursula Gruber, sichtlich erleichtert, aber immer noch geschockt. Die 55-Jährige bewohnte mit ihrem Mann das zweite Stockwerk. Sie besuchte zum Zeitpunkt des Unglücks eine Nachbarin, um die sie sich regelmäßig kümmert. Ihr Mann war währenddessen bei der Arbeit. Gehört hatte sie nichts von dem Einsturz. Aber sie wurde bei der Nachbarin angerufen und informiert. Noch Stunden später ist sie sichtlich aufgekratzt. Einen 75 Jahre alten Bewohner aus dem Dachgeschoß brachte die Feuerwehr hinaus.
Sachschaden mehrere Hundertausend Euro
Das Haus an der Ecke zur Wilderich-Lang-Straße wird nach Angaben des Eigentümers Terracin Wohnbau GmbH seit November generalsaniert. Zuletzt wohnten drei Parteien darin, wie Terracin-Geschäftsführer Rainer Treutner mitteilt. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich zudem elf Bauarbeiter im Gebäude, die ebenfalls unverletzt blieben. ¸¸Ich bin noch ganz durcheinander", sagt Treutner - Stunden nach dem Einsturz.
Ein Mann, der zwei Häuser weiter wohnt, hat die Wucht gespürt: ¸¸Ein bisschen wie ein Erdbeben", beschreibt er den Moment. Das Gebäude ist stark einsturzgefährdet. Die Polizei sperrte die Straßen großräumig ab. Nachbarn des in der Wilderich-Lang-Straße gegenüberliegenden Hauses durften zunächst noch nicht in ihre Wohnungen zurück.
Das Unglücksgebäude soll nun mit Stützen stabilisiert werden. Der Sachschaden dürfte nach ersten Schätzungen mehrere hunderttausend Euro betragen. Die Ursache für den Einsturz ist unklar. Treutner kann es sich nicht erklären: ¸¸Es waren schon neue Decken drin." Anwohner hingegen spekulieren, eine Frau aus dem gegenüberliegenden Eckhaus zum Beispiel: Die Baufirma habe viele Wände herausgenommen, ¸¸das Haus war ausgehöhlt".
Möglicherweise Entmietungsfälle
Möglich wäre allerdings auch ein Zusammenhang mit der Baustelle für eine Tiefgarage, die auf dieser Höhe unter der Donnersbergerstraße entsteht. Auch von dort habe es immer wieder starke Erschütterungen gegeben, sagt ein Anwohner. Spezialisten der Münchner Kripo und der Lokalbaukommission ermitteln jetzt den Grund für den Einsturz.
In der Donnersbergerstraße 42 hat es möglicherweise auch Entmietungsfälle oder -versuche gegeben. ¸¸Seit einem halben Jahr haben sie die Leute rausgemietet, man hat gesehen, dass immer weniger drin wohnen", sagt Josef Biller, einer der Anwohner. Eine Nachbarin, die in einer Bäckerei arbeitete und eine Bewohnerin gut kannte, berichtet, dass sie von einem Mann gefragt worden sei, ob sie die Bekannte nicht dazu bringen könne, auszuziehen.
Hausbewohner in Hotels einquartiert
Hausbewohnerin Ursula Gruber will sich über Repressalien der Vermieter nicht äußern. Ob sie sich in dem Haus noch wohlfühle? ¸¸Das is" schon gegangen." Die Baugesellschaft Terracin hat unter Protesten von Mietern schon mehrere Gebäude in München generalsaniert, zum Beispiel in der Dreimühlenstraße. In einem der Häuser wohnt jetzt keiner der alten Mieter mehr.
Ursula Gruber, die Terracin wie die anderen Bewohner in ein Hotel einquartierte, steht ratlos vor dem Loch in der Wand. Dahinter lag ihr Schlafzimmer, links davon das Wohnzimmer: ¸¸Da oben ist mein ganzes Geld", sagt sie. Gerade hätten sie sich neue Möbel gekauft, weil sie ins Parterre umziehen sollten.