Sanierung von Schwimmbädern:Becken-Probleme

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Jährlich sollen zwei bis drei Bäder saniert werden. (Foto: Patrick Sinkel/dapd)

Viele der 32 städtischen Schulschwimmbäder sind stark sanierungsbedürftig - wie viel das kostet, ist unklar. Das Revisionsamt kritisiert die geringe Auslastung der Hallen - und an Schwimmlehrern mangelt es obendrein.

Von Katja Riedel

Gerade einmal ein halbes Jahr ist es her, da gelang Stadtschulrat Rainer Schweppe ein kleiner Coup: 27,5 neue Stellen trotzte er dem Stadtrat für sein Referat ab, das größte der Stadt. 23 gingen an das Zentrale Immobilienmanagement, das die Stadträte damit gleich um ein gutes Drittel vergrößerte. Und das nicht ohne Grund: Denn das, was auf seine Mitarbeiter zukomme, nannte der Chef selbst eine "flutartig angestiegene Arbeitsbelastung", die unter anderem ein gewaltiger Sanierungsstau erzeugt. Bis 2015 sind 770 Millionen Euro für die Renovierung von Schulen vorgesehen. Besonders schlecht sei die Bausubstanz vor allem in den 70er-Jahre-Bauten, beklagte Schweppe zuletzt.

Aus dieser Phase stammen auch viele der 32 stadteigenen Schulschwimmbäder. Auch hier erwartet das Schulreferat eine Dauerbaustelle - doch wie groß diese wird, wie viel Geld also die Stadt in die Hand nehmen muss, ist noch völlig unklar. Derzeit untersuchen Bau- und Schulreferat alle Schulschwimmbäder. Eine Prioritätenliste habe bisher intern jene Bäder ausgemacht, die stark sanierungsbedürftig seien und andere, die erst später drankommen könnten, heißt es aus dem Referat.

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Details dringen noch nicht nach außen. Im nächsten Jahr soll der Stadtrat dann beschließen, dass jährlich zwei bis drei Bäder saniert werden. "Es fehlt nicht an Geld, es dauert nur ein bisschen", sagt Eva-Maria Volland, Sprecherin des Schulreferates.

Wie teuer das alles werden kann und welch weitreichende Folgen eine Sanierung nach sich zieht, zeigt das Beispiel Toni-Pfülf-Schule. Die Kinder, die dort schwimmen lernen oder trainieren sollen, haben in diesem Schuljahr gar keinen Schwimmunterricht. Das Referat unterschätzte den Sanierungsbedarf - statt 400.000 sollen nun wohl zwei Millionen Euro anfallen.

Man hoffe, zum Schuljahresbeginn 2014/2015 das Bad wiederzueröffnen, sagt Volland. Weil es im Norden nur wenige Ausweichbäder gebe, etwa die Olympia-Schwimmhalle, gehen die drei betroffenen Grundschulen und eine private Montessorischule erstmal leer aus. Zu kurzfristig sei die Nachricht gekommen, dass die Halle erstmal geschlossen bleibe.

Nicht ganz freiwillig nimmt sich das Schulreferat nun der Schwimmhallenproblematik an. Einen besseren Einblick in Zustand und Organisation der Bäder fordert zum einen die Politik: Die SPD bat vor zwei Jahren, gemeinsam mit den Stadtwerken mögliche Synergieeffekte zu überprüfen. Die CSU will den genauen Sanierungsumfang wissen und fordert in zwei Anträgen aus diesem und dem Vorjahr eine Darstellung, wie künftig weniger Schwimmunterricht ausfalle. Dass er bisher seitens der Stadt noch keinerlei Antworten auf seine Fragen bekommen habe, bedauert CSU-Fraktionschef Josef Schmid. "Ich wundere mich, dass das so lange dauert", sagt er und fordert baldige Klarheit. Immer wieder bekäme er Post von Eltern, die den Ausfall von Schwimmstunden beklagen oder zu lange Anfahrzeiten.

Dass bei der Organisation des Schulschwimmens in München einiges im Argen liegt, legt ein nichtöffentlicher Bericht des städtischen Revisionsamtes nahe, der aus dem Sommer 2011 stammt und der SZ vorliegt. Die Prüfer bemängeln darin unter anderem, dass das Bildungsreferat teure Schulschwimmstunden bei den Stadtwerken und anderen Anbietern anmiete, obwohl die eigenen Schulschwimmbäder nur zu etwa 30 Prozent ausgelastet seien. Dies sei eine rein betriebswirtschaftliche Rechnung und so nicht haltbar, heißt es dazu aus dem Referat.

Es sei aus organisatorischen Gründen schwer, mehrere Klassen zugleich in ein Bad zu lassen. Dennoch will man nach dem Rüffel des Revisionsamtes nun die Nutzung "mindestens verdoppeln", 75 Prozent sind angestrebt. Die Prüfer reklamieren auch, dass bisher völlig unklar sei, welche Kosten der Betrieb der Bäder jährlich verursache. Allein über Hochrechnungen, die sich aus Zahlen anderer Betriebe ergeben, schätzten die Prüfer mindestens 4,4 Millionen Euro Betriebskosten. Senken ließe sich die Summe nur durch energetische Sanierung - und die lässt auf sich warten.

Doch sollten die 32 Bäder einmal frisch saniert sein, sieht das Revisionsamt andere Defizite: Denn viel Unterricht falle aus, weil es an den Schulen zu wenige Schwimmlehrer gebe.

© SZ vom 15.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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