Sammlung Brandhorst:Ein erster Blick ins Innere

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Es dauert zwar noch bis in den Spätsommer 2008, bis das Museum Brandhorst in der Maxvorstadt öffnet. Doch wir hatten schon Gelegenheit zu einem Rundgang.

Alfred Dürr

Fünf Jahre alt ist die Pinakothek der Moderne gerade geworden - und bald eröffnet in unmittelbarer Nachbarschaft ein weiteres Haus für moderne Kunst. Im künftigen Museum Brandhorst sind die Innenausbau-Arbeiten in vollem Gang. Im Spätsommer 2008 soll das 46 Millionen Euro teure Projekt fertig sein. Die SZ hatte Gelegenheit zu einem ersten Rundgang durch die Räumlichkeiten.

Im Museum Brandhorst wird gerade noch der Innenausbau vorangetrieben. (Foto: Simulation: SHA)

Das Kunst-Areal mit seinen drei Pinakotheken in der Maxvorstadt ist bald um ein weiteres Museum reicher. Rund ein Jahr vor der geplanten Eröffnung präsentiert sich der lange, schmale Neubau an der Ecke Theresien-/Türkenstraße nun mit weitgehend fertiger Fassade. Sie ist das optische Markenzeichen für den Baukörper, der sich parallel zur Türkenstraße erstreckt.

Das Architekturbüro Sauerbruch Hutton aus Berlin hat ein System aus farbigen Keramik-Stäben entwickelt. Mit diesem luftig angebrachten Geflecht entsteht eine eigene künstlerische Skulptur, die allerdings auch eine ganz banale Funktion hat: Schutz vor Lärm. "Wir mussten dafür sorgen, dass die Schallbelastung für die Anwohner durch den Neubau nicht zu groß wird", berichtet Architekt Matthias Sauerbruch. Die Geräuschdämmung sei gut gelungen.

350 Quadratmeter für Cy Twombly

Über den Eingang im Kopfbau an der Theresienstraße gelangt man in das Foyer. Dort wird es ein Café und den Shop geben. Über drei Etagen erstreckt sich die insgesamt 3.200 Quadratmeter umfassende Ausstellungsfläche. Obwohl Gerüste herumstehen und die Deckenflächen mit Schutzfolien versehen sind, lässt sich die hervorragende Wirkung der Räume mit ihren unterschiedlich großen Zuschnitten und den wechselnden Beleuchtungssituationen erahnen.

Sehr beeindruckend ist gleich zu Beginn des Rundgangs der 480 Quadratmeter umfassende "Patio" neben der großzügigen Treppenanlage. Mit Tageslicht kann man hier großdimensionierte Werke in Szene setzen. Die benachbarten kleineren Räume sind jeweils mit einem besonderen Licht-Lenksystem ausgestattet, das eine gleichmäßige Ausleuchtung der Exponate garantieren soll.

Diese Konstruktion sei neu im Museumsbau, sagt Architekt Sauerbruch. Etwas Außergewöhnliches ist auch die Energieversorgung: In den Wänden erkennt man die Leitungen für ein Wasserzirkulations-System. Dabei handelt es sich um eine sparsame und temperaturstabile Klimatisierung der Räume. Diese Technik gebe es erstmals in einem bayerischen Museum, berichtet Sauerbruch.

Im Obergeschoss sind die großen Säle des Museums. Für den Künstler Cy Twombly gibt es einen eigenen, 350-Quadratmeter-Raum. Hier wird sein "Lepanto-Zyklus" ausgestellt. Dieser besteht aus zwölf jeweils drei mal zwei Meter großen Tafelbildern, auf denen der Künstler ausdrucksstark die Seeschlacht bei Lepanto 1571 thematisiert.

In diesem Saal installieren die Arbeiter gerade in den Wänden die Sicherheitsvorrichtungen für die Kunstwerke. Am anderen Ende des Baus hat man einen spektakulären Blick ins Freie und auf die Alte Pinakothek sowie auf die Pinakothek der Moderne. In der "Lounge" können die Besucher in bequemen Sitzen ausruhen und in Katalogen blättern.

Kunstwerke für 100 Millionen Euro

Sowohl Architekt Matthias Sauerbruch als auch Kurt Bachmann, der Chef des Staatlichen Bauamts München I, haben freilich auch ihre Sorgen mit dem bisherigen Bauverlauf. "Man denkt vielleicht, das ist eine einfache rechteckige Kiste und die macht keine Probleme", sagt Bachmann.

Doch beispielsweise sei die Rohbau-Firma anfangs mit den teilweise enorm hohen Wänden nicht zurecht gekommen. Bachmann: "Das Thema ist gelöst." Dann haben die Stadtwerke Fernwärme-Rohre vor dem Haus verlegt: "Das waren Erschwernisse für den Bau." Den Kostenrahmen wird man zudem nicht einhalten: "Die Mehrwertsteuer-Erhöhung hat bei den Kalkulationen nicht mehr einfließen können."

Die Sammlung von Udo und Anette Brandhorst umfasst über 700 Werke wichtiger Künstler des 20. Jahrhunderts und hat einen Wert von mehr als 100 Millionen Euro. 1999 wurde sie dem Freistaat überlassen, der dafür das Museum errichtet. Udo Brandhorst selbst nimmt regen Anteil am Baugeschehen. So hat er etwa den Einbau zusätzlicher Fenster in die Fassade durchgesetzt, damit mehr Tageslicht ins Innere fällt.

© SZ vom 25.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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