S-Bahn:Pünktlichkeit ist relativ

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S-Bahn lässt laut einer Zwischenbilanz weniger häufig auf sich warten als 2007. Doch gerade im Herbst werden die Fahrgäste wieder von vielen Störungen geplagt.

Dominik Hutter

Man muss es relativ sehen, das ist auch Michael Wuth klar. Also: Im Vergleich zu den wilden Herbstmanövern des vergangenen Jahres funktioniert das S-Bahn-System in der aktuellen Saison erfreulich gut, betonte der scheidende S-Bahn-Chef in seiner Zwischenbilanz des Herbstfahrplans.

Im Herbst oft zu spät: Die S-Bahn. (Foto: Foto: ddp)

88,6 Prozent Pünktlichkeit, rund sechs Prozentpunkte mehr als 2007 - das gilt als Erfolg in der wegen des schmierigen Laubfilms auf den Schienen unangenehmsten S-Bahn-Jahreszeit. Die derzeit wieder von vielen Störungen geplagten Fahrgäste können freilich ein Lied davon singen, dass dieses Resümee nicht wirklich ein Grund zum Jubeln ist. Auch Wuth gibt zu: "Das entspricht nicht unseren Ansprüchen" - die lägen eher in Richtung 95Prozent. Besserung sei aber in Sicht. Mit dem Winterfahrplan, der am 14.Dezember in Kraft tritt, könnten endlich wieder alle Linien ohne Einschränkungen durch die Stammstrecke fahren. Und: Es gibt neue Nachtzüge.

Auch an diesem Donnerstag kam es zur berühmt-berüchtigten Stammstreckenblockade - eine gute halbe Stunde lang ging gar nichts mehr auf dem zentralen Abschnitt des S-Bahn-Systems. Ursache war ein mit defekter Sicherung liegengebliebener Zug. Am frühen Nachmittag musste dann noch wegen eines Schienenbruchs die Strecke der S6 zwischen Hohenbrunn und Neubiberg gesperrt werden. Es flutscht derzeit nicht richtig bei der S-Bahn, und verschärft wird die Situation noch durch viele Baustellen. Dazu kam frühmorgens eine Stellwerksstörung bei den U-Bahn-Linien 3 und 6.

Das Hauptproblem für Michael Wuths S-Bahn-Mannschaft sind die Auflagen des Eisenbahn-Bundesamts in Kombination mit den herbsttypischen Problemen. Derzeit dürfen die Züge nur noch maximal Tempo 100 fahren, und weil jeder Lokführer obendrein einen ungewöhnlich großen Abstand zum Vordermann einhalten muss, entfallen noch bis Mitte Dezember mehrere im Fahrplan vorgesehene Verbindungen bei den Linien S2 und S5. Die S7 ist bereits seit Monaten während der Hauptverkehrszeit aus dem Tunnel ausgesperrt - das Eisenbahn-Bundesamt hat Bedenken am Bremssystem angemeldet, sodass nur noch 27 statt der eigentlich vorgesehenen 30Züge pro Stunde und Richtung durch die Stammstrecke fahren dürfen.

Diese missliche Situation ist jedoch in wenigen Wochen beendet. Nach einigen technischen Änderungen an den Bremsen hebt das Eisenbahn-Bundesamt zu diesem Termin die lästigen Einschränkungen auf, gleichzeitig entfallen die Herbstauflagen. Heißt im Klartext: Dann können wieder alle Linien durch die Röhre brausen, und auf den Außenstrecken geht es mit Tempo140 deutlich zügiger voran. Wuth ist zuversichtlich, so den mauen Pünktlichkeitswert auf ein akzeptables Niveau heben zu können.

Mit dem persönlichen Empfinden der S-Bahn-Pendler stimmt diese Prozentzahl ohnehin nur selten überein. Das liegt daran, dass ein Zug erst dann als verspätet gilt, wenn er mehr als fünf Minuten dem Fahrplan hinterherfährt. Und dass natürlich auch die schwach genutzten Verbindungen an Sonn- und Feiertagen in die Statistik einfließen. Zu diesen Zeiten funktioniert das dann deutlich ausgedünnte Netz zumeist einwandfrei.

Eine wichtige Neuerung im anstehenden Winterfahrplan sind neue Nachtverbindungen. Künftig starten täglich, also auch unter der Woche, zwischen 1.15 und 2 Uhr Spätzüge auf allen Linien ins Umland. Zusätzlich natürlich. Die Nachtschwärmerzüge am Wochenende bleiben trotzdem im Programm. Gute Nachrichten gibt es auch für Verfrorene: Spätestens zum Jahreswechsel will Wuth die wegen technischer Auflagen abgeschaltete Türautomatik wieder in Gang setzen.

© SZ vom 31.10.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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