Start ist am Freitag gegen 21.30 Uhr, Normalverkehr herrscht erst wieder Montagfrüh. Während der Sperrung nimmt die Bahn ihr neues Signalsystem plus elektronisches Stellwerk in Betrieb - eine Voraussetzung für den Zehn-Minuten-Takt auf vier Außenästen, der zum Fahrplanwechsel am 12.Dezember eingeführt wird.
Für die Fahrgäste bedeutet das mal wieder: umsteigen. Die temporären Endstationen heißen im Westen Pasing (S6 und S8), Heimeranplatz (S5) und Hauptbahnhof oberirdisch (Starnberger Flügelbahnhof; S1, S2 und S4). Im Osten wird am Ostbahnhof (S2, S5, S6 und S8) oder in Giesing (S7) umgedreht. Haltestellen der Stammstrecke werden in jedem Fall ausgespart - so fährt die S1 zwischen Moosach und Hauptbahnhof nonstop. Gleiches gilt für die S2 zwischen Obermenzing und Hauptbahnhof sowie die S4 zwischen Pasing und Hauptbahnhof. Die S6-Ost hält nicht am Leuchtenbergring. Auf den Außenstrecken rollt die S-Bahn hingegen ganz normal nach Fahrplan.
Zwischen Pasing und Hauptbahnhof dürfen MVV-Fahrgäste die Züge des Regional- und Fernverkehrs mitbenutzen. ICE goes MVV sozusagen. Ansonsten muss man entlang der verwaisten Stammstrecke auf Pendelbusse ausweichen, die tagsüber im Fünf-Minuten-Takt, abends alle zehn und nachts alle 20Minuten fahren und dabei an sämtlichen Stammstrecken-Stationen Halt machen. Zwei Linien gibt es - den Pendelbus West zwischen Pasing und Hauptbahnhof sowie den Pendelbus Ost zwischen Haupt- und Ostbahnhof. Zusätzlich wird der U-Bahn-Verkehr verstärkt.
Signalsystem aus dem Jahr 1972
Sobald der S-Bahn-Betrieb auf der Stammstrecke eingestellt und die Oberleitung abgeschaltet ist, rücken acht Arbeitszüge in die 11,4 Kilometer lange Strecke ein. 130 Bahn-Arbeiter und Techniker bauen das alte, noch von 1972 stammende Signalsystem ab und schalten auf die neuen Signale sowie das elektronische Stellwerk um. Anschließend muss die neue Anlage vom Eisenbahn-Bundesamt abgenommen werden. Als finaler Test wird mit drei S-Bahn-Zügen die gesamte Strecke Probe gefahren.
Die 349 neuen Signale sowie 330 Kilometer Kabel sind mitsamt weiteren Zugsicherungseinrichtungen - 189 Achszählkreise, 719 Gleismagnete - bereits während der vorangegangenen Stammstrecken-Sperrungen montiert worden. Streng genommen handelt es sich bei diesen Signalen künftig nur noch um die Rückfallebene, falls das für den Zehn-Minuten-Takt erforderliche Hochleistungs-System einmal ausfällt. Die so genannte Linienzugbeeinflussung (LZB) ermöglicht Fahren "auf elektronische Sicht", das Signalsystem befindet sich dann am Armaturenbrett des Zuges. Auch LZB-Kabel sind bereits verlegt, werden aber erst Ende Oktober aktiviert.