S-Bahn-Chaos:Sofortprogramm für die Bahn?

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Nach dem S-Bahn-Chaos vom Donnerstag werden Forderungen nach einem Sofortprogramm für die anfällige Stammstrecke laut.

Frank Finkbeiner

(SZ vom 10.11.2001) - "Es ist nötig, dass möglichst schnell etwas passiert", sagte Andreas Barth, stellvertretender Vorsitzender von Pro Bahn Oberbayern gestern.

Sorgenkind (Foto: Florian Rath)

Der Ausbau der Sendlinger Spange und der Südumfahrung aus dem Westen bis zur Poccistraße würde auf einfache Weise einen akzeptablen Notbetrieb ermöglichen. "Wir bevorzugen kleine Schritte, die uns mittelfristig nach vorne bringen", sagt Barth.

Dem widerspricht Daniela Bals, die Pressesprecherin der Deutschen Bahn in Bayern. Um die Stammstrecke wirkungsvoll zu entlasten, sei ein umfangreicheres und langfristiges Konzept wie das des geplanten zweiten Tunnels nötig.

Bis ein Uhr ging nichts mehr

Bis zum Betriebsschluss gegen ein Uhr war am Donnerstag bei der S-Bahn phasenweise nichts gegangen. Wegen eines Stromausfalls und einer beschädigten Oberleitung hatten die Züge erhebliche Verspätungen. Der S-Bahnsteig im Hauptbahnhof wurde für 45 Minuten geräumt.

Sprecherin Bals bedauert die Behinderungen und sieht die Bahn als Opfer. "Ein Fichtenzweig hat sich in der Oberleitung verfangen und entzündet." Daran sehe man wieder einmal, wie anfällig das Münchner S-Bahn-System sei.

Bis zu 200.000 Fahrgäste waren von den Behinderungen betroffen, schätzt die Bahn. Viele von ihnen wichen auf andere Verkehrsmittel aus. Einen Ersatzverkehr hatte die Bahn nicht eingerichtet. "Das hätte auch nicht viel genutzt", sagt Barth. Durch den Berufsverkehr seien alle Gleise und Straßen voll gewesen. "Und die Ersatzfahrzeuge hätten ja irgendwo herkommen müssen."

Händel-Fans steckten fest

Auch die Opernbesucher bekamen das Chaos zu spüren. Die Staatsoper gewährte deshalb nach Beginn der Aufführung von "Rinaldo" noch Einlass - etliche Händel-Fans hatten sich wegen der S-Bahn mehr als eine halbe Stunde verspätet.

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