S-Bahn-Bau:Angst vor dem Mammutprojekt

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Der geplante Tunnel durch die Münchner Innenstadt beunruhigt Anlieger und betroffene Unternehmen.

Alfred Dürr

Die Pläne für den neuen S-Bahn-Tunnel durch die Innenstadt und angrenzende Wohnviertel werden konkreter und die Proteste der von dem Bau betroffenen Anlieger lauter. Sicher ist, dass es zu erheblichen und zu mehreren Jahre dauernden Beinträchtigungen kommt: Grünflächen werden zu Baulagern, Lastwagen müssen die gewaltigen Mengen an Aushub über die Straßen abtransportieren. Lärm und Staub werden den Alltag bestimmen. Dieses Thema beschäftigt heute auch den Stadtrat. Die Verwaltung fordert von der Deutschen Bahn deutliche Verbesserungen bei der Baulogistik und beim Naturschutz.

Das wichtigste Ziel sei es, auf der gesamten Strecke die Belästigungen durch die Mammutbaustelle so gering wie möglich zu halten, sagt Stephan Reiß-Schmidt, der Chef der Stadtentwicklungs-Planung. Heftigen Unmut gab es bereits von Geschäftsleuten rund um den Marienhof. Anfang November veranstaltet die Industrie- und Handelskammer ein Treffen mit den Unternehmen. Das Sorgen-Paket soll an die Bahn weitergeleitet werden.

Alte Bäume müssen weichen

In Haidhausen ist besonders die Kirchenstraße und der Bereich um den Haidenauplatz von den offenen Baugruben betroffen. Aus technischen Gründen sei eine bergmännische Bauweise nicht möglich, sagt der Planungsexperte. In den Maximiliansanlagen müssen alte Bäume weichen, weil ein Bauloch mit 20 Metern Durchmesser geplant ist. Die örtlichen Politiker fürchten auch um Spiel- und Bolzplätze sowie um die Sicherheit von Schulen- und Kindergärten. Die meisten Bedenken teilt die Stadt. Sie will entsprechende "Optimierungen" zum besseren Schutz von Mensch und Grün in der Planung durchsetzen.

In diesem Zusammenhang sei auch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit seitens der Bahn nötig. Inzwischen hat diese schon einen Konzept-Entwurf. Am Hauptbahnhof - und in den jeweiligen Bauphasen auch am Marienhof und am Haidenauplatz - soll es ein Info-Center geben. Geplant sind ein Bürgertelefon, Internet-Angebote sowie Faltblätter und Großtafeln zum Baufortschritt.

Baubeginn wohl Ende 2006

Die Verwaltung legt dem Stadtrat zwar das dicke Bündel mit Bedenken, fachlichen Anforderungen und Detailüberprüfungsvorschlägen zum Bauablauf bei der zweiten Stammstrecke vor. Aber Reiß-Schmidt betont, dass man im Grundsatz dem Projekt voll zustimme. Es soll 1,1 Milliarden Euro kosten. Baubeginn wird aller Voraussicht nach Ende nächstes Jahres sein. Bis 2011 soll der zweite Tunnel fertig sein. Dieser gilt als das wichtigste Infrastruktur-Projekt für die Stadt und das Umland. Ein deutlich verbesserter S-Bahn-Verkehr werde allen zugute kommen, sagt Reiß-Schmidt: "Allerdings ist ein so großes Bauvorhaben in der lebendigen und engen Innenstadt leider nicht ohne Beeinträchtigungen zu bewältigen."

© SZ vom 26.10.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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