Rolling Stones: Forty Licks: Sojamilch für die Rock-Opas

Heimlich, still und leise haben sie sich in München einquartiert. So ganz ohne Alkohol kommen die Altrocker aber dann doch nicht aus: Am Wochenende wurden zehn Flaschen Whisky geordert.

(SZ vom 04.06.2003) — Die Gäste bleiben gerne unter sich, sind anspruchsvoll und vor allem: fast unsichtbar. Die Rede ist von den Rolling Stones, die seit Freitag im Hotel Vier Jahreszeiten logieren. Bis zum 9.Juni belegen Mick Jagger und Co. im Haus an der Maximilianstraße 60 Zimmer — die Bandmitglieder, Techniker und Manager haben teilweise sogar ihre Familien mitgebracht.

Hoteldirektor Herman-R. von Treskow bleibt trotz des Rummels gelassen. "Wir sind stolz darauf, dass bis Montag nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Auf Diskretion hat das Tour-Management großen Wert gelegt." Unter falschem Namen checkten die Stones am Freitag ein und verließen das Hotel nur für Konzertproben in den Pasinger Eisbach-Studios.

Geburtstag im kleinen Kreis

Sogar zwei Geburtstage feierten sie ganz privat in ihren Suiten, bei Kaviar und Champagner: Ron Wood wurde am Wochenende 56 Jahre alt, Charlie Watts 62.

Seine Mitarbeiter hat Treskow ganz auf die Bedürfnisse der Stones eingestellt. Weil seine englischen Gäste nachts arbeiten und tagsüber viel schlafen, müssen Küche, Roomservice und Etagendienst ständig einsatzbereit sein. Der Rock-Tross hatte aber schon lange vor Ankunft Sonderwünsche angemeldet: Ein eigenes Stones-Büro in abgetrennten Räumen im Erdgeschoss ist mit der Organisation betraut.

Die Suiten der Stars wurden mit Fitness-Geräten, Breitwandfernsehern und modernster Kommunikationstechnik ausgestattet — Mick Jagger liebt nicht nur die körperliche Ertüchtigung (sein Physiotherapeut begleitet ihn während der gesamten Tour), sondern will auch immer mit dem Rest der Welt virtuell verbunden sein.

Ordern musste das Hotel größere Mengen an Soja-Milch und Eistee der Marke "Arizona" - Softdrinks für hart arbeitende Rock-Opas. Aber ganz ohne Hochprozentiges geht's wohl doch nicht. So bestellten die Gäste am Wochenende spontan zehn Flaschen "Ballantine's Whisky". "Die muss man erst mal im Haus haben", findet Treskow.

Am Hintereingang in der Wurzerstraße warten einige Fans darauf, dass ihre Idole endlich mal das Haus verlassen. Aus Egeln bei Magdeburg ist die Familie Szaffenauer nach München gereist, um das Konzert in der Olympiahalle zu erleben und nun einen Blick auf den vorbeihuschenden Mick Jagger zu erhaschen. "Ich hör' die Stones, so lange ich denken kann, da kann ich mir das nicht entgehen lassen!", sagt Paul Szaffenauer.

Weniger sentimentale Motive hatten die Paparazzi, die vom Dach der Eisbach-Studios entfernt werden mussten — Presse war nicht zugelassen, als die Stones Sonntag und Montag bis tief in die Nacht hinein probten. "Die Atmosphäre war entspannt, geradezu nett", verrät ein Studio-Sprecher. Mehr nicht. Das Warten geht weiter.